Sonntag, 17. September 2023

Buchrezension: Ein HUND für ZWEI von Thorsten Steffens

Ein Hund für zwei

Infos zum Buch:
unbezahlte Werbung / Rezensionsexemplar
Verlag: Piper Verlag
Titel: Ein Hund für zwei
Autor: Thorsten Steffens
Erscheinungsjahr: 31.08.2023
Seitenzahl: 258 Seiten
Kapitelzahl: 24 Kapitel
ISBN: 978-3-492-50659-5
Cover: Taschenbuch
Preis: 15,00 Euro
Quellenangabe / Interesse geweckt? Hier geht's zum Verlag


Klappentext:
Tony wünscht sich nichts sehnlicher als einen Hund.
Leider ist er Single und arbeitet in Vollzeit, weswegen ihm das Tierheim keinen vermitteln möchte. Dieses Schicksal teilt Isabelle, der man ebenfalls einen Hund verwehrt.
Als sie sich zufällig begegnen, tun sie sich zusammen: Im nächsten Tierheim geben sie sich als Paar aus und beschließen, sich abwechselnd um den Hund zu kümmern! Ansonsten haben sie zwar nichts gemeinsam, aber was soll schon schiefgehen? So zieht kurzerhand Labrador-Mischling Buddy als Teilzeithund bei ihnen ein. Der stellt ihr Leben ganz schön auf den Kopf - und dann funken auch noch Gefühle dazwischen.

Inhaltsangabe:
Antonio Papadea und Isabelle Neumeier waren vor 20 Jahren auf der Geschwister-Scholl-Realschule einst Klassenkameraden. Obwohl der Kontakt nach Isa's Übertritt auf das Gymnasium abgebrochen ist, wird sie das Schicksal schon bald wieder zusammenführen...

Tony, der seit vielen Jahren an einer Tankstelle in der Nähe der Theresienhöhe in Hürth arbeitet, lebt am Existenzminimum. Daher fällt es ihm schwer sich Frauen gegenüber zu öffnen. Durch sein geringes Einkommen kann sich der Tankwart gerade einmal die Fünfunddreißig-Quadratmeter-Mietwohnung und seinen Lebensunterhalt leisten. Aus Angst seiner zukünftigen Partnerin nichts bieten zu können, stürzt sich der gut aussehende Grieche lieber in zahlreiche One-Night-Stands und Affären, anstatt sich dauerhaft zu binden.
Ganz anders ist hingegen Isabelle: Sie hat seit Wochen Liebeskummer, da ihre On-Off-Beziehung nun endgültig vorbei ist. Auch im Job fühlt sich die 31-jährige sichtlich unwohl, da ihre Chefin stets an ihr etwas zu kritisieren hat. Obwohl Isabelle ihre Arbeit als Grafikdesignerin bei Reklameturm über alles liebt, macht ihr das schlechte Arbeitsklima zu schaffen, sowie das ständige Alleinsein nach Feierabend.
Nicht nur bei Isa, sondern auch bei Tony wächst immer mehr der Wunsch nach einem eigenen Hund der die Lücke der Einsamkeit schließen soll. Nur wenige Tage später machen sich die beiden unabhängig voneinander auf den Weg ins örtliche Tierheim. Doch die Enttäuschung bei Isabelle und Tony ist groß, als diese unverrichteter Dinge fast zeitgleich wieder ins Freie treten. Zufälligerweise kreuzen sich die Blicke der ehemaligen Klassenkameraden und nach über zwei Jahrzehnten kommen sie wieder ins Gespräch.
Hierbei stellt sich heraus, dass der Grund für die Vermittlungsabsage bei den Gleichaltrigen derselbe ist: Der Tankwart und die Grafikdesignerin sind in Vollzeit angestellt, sodass der Hund die meiste Zeit alleine wäre. Bei ihrer Unterhaltung sprechen die Zwei unter anderem auch über ihre Arbeitszeiten. Wie es der Zufall so will, würden sich die ehemaligen Klassenkameraden bei der Hundebetreuung perfekt ergänzen. Während Tony überwiegend abends arbeitet und untertags Zeit hätte, ist es bei Isa genau andersrum. Spontan schmieden die beiden den Plan sich beim nächsten Tierheimbesuch als Paar auszugeben um dort ihre Erfolgschancen zu sichern. Und tatsächlich: Kurze Zeit später zieht Labrador-Mischling Buddy ein. Der schnauzige Wirbelwind in Teilzeit bringt nicht nur Leben in Tony's und Isabelle's Bude, sondern auch in deren Herzen...

Eigene Meinung:
Nach der erfolgreichen Klugscheißer-Trilogie rund um Timo Seidel, sorgt Thorsten Steffens bei seiner Leserschaft nun für weiteren Nachschub. Mit seinem komplett neuen Roman "Ein Hund für zwei" geht es um zwei Protagonisten die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Antonio, das gut aussehende, griechische Muskelpaket das in der örtlichen Tankstelle den Frauen reihenweise den Kopf verdreht, ist ordentlich, achtet auf gesundes Essen und treibt regelmäßig Sport, hingegen Isabelle nach der Arbeit lieber Fertiggerichte bestellt und in Romanen schmökert. Doch Isabelle und Tony verbindet ein großer Wunsch: Ein eigener Hund der nach der Arbeit Zuhause auf sie wartet. Schon bald soll dank des Schicksals dieser Traum in Erfüllung gehen. Buddy, der lebhafte Labrador-Mischling ist untertags bei Tony, hingegen er in den Abendstunden bei Isabelle lebt. Allerdings weist das Konzept einige Lücken auf, sodass ordentlich Chaos in das Leben der beiden Teilzeit-Hunde-Eltern kommt.
Die Lektüre ist ein kurzweiliger Roman der über die Liebe und das Leben zweier Personen erzählt. Steffens beherrscht die Kunst ein Buch zu schreiben wie ein gutes Rezept: Man nehme zwei interessante Protagonisten die unterschiedlicher nicht sein könnten, einen gut durchdachten Plot mit spritzigen Wendungen, eine Handvoll Humor und würzt das Ganze mit einem lebendigen Schreibstil - und schon kommt dieser wunderbare Leseschmaus dabei heraus.
Fazit: Ein Gute-Laune-Roman der dem Leser eine unterhaltsame Zeit schenkt.
Meine Bewertung: 4 von 5 Sternen

Anmerkung:
Weitere Rezensionen von Thorsten Steffens:

Sonntag, 3. September 2023

DIARY: Schloss Neuschwanstein


Schloss Neuschwanstein

- Das unvollendete Märchenschloss von König Ludwig II. von Bayern -

Jährlich zieht es 1,4 Millionen Touristen in das bayerische Alpenvorland, genauer gesagt nach Hohenschwangau bei Füssen in das südöstlich gelegene Allgäu. Dort befindet sich ca. 150 Höhenmeter oberhalb von Schloss Hohenschwangau entfernt -über der Pöllatschlucht- Schloss Neuschwanstein, der einstige Rückzugsort des Märchenkönigs Ludwig II. von Bayern.


„Oh, es ist notwendig, sich solche Paradise zu schaffen, solch poetische Zufluchtsorte, wo man auf einige Zeit, die schauderhafte Zeit, in der wir leben, vergessen kann.“ 
(Zitat von König Ludwig II. von Bayern)

Im Jahr 1090 wurde erstmals urkundlich ein "Castrum Swangowe" erwähnt. Dieser Eintrag bezieht sich auf zwei kleine Burgen, (ehemals Vorder- und Hinterhohenschwangau) die für die dort ansässigen Ritter im Mittelalter gebaut wurden. 
Der zukünftige Thronfolger von Bayern, der in Schloss Hohenschwangau gemeinsam mit seinem Bruder Otto aufwuchs, hatte stets Sicht auf die oberen gegenüberliegenden Kastelle, die im Laufe des 19. Jahrhunderts zu regelrechten Ruinen verfallen sind. 

Fünf Jahre nach der Krönung von König Ludwig II. von Bayern soll 1869 mit dem Bau des Schlosses an den einstigen Burgruinen nach den Entwürfen von Christian Jank unter der Leitung des Architekten Eduard Riedel begonnen werden. Nach dessen Ableben führte Georg Dollmann die Arbeit fort. 
Für das Mauerwerk wurden traditionell Backsteine verwendet und später mit anderen Gesteinsarten verkleidet. Anschließend wurden die Fassadenflächen mit weißem Kalkstein aus dem nahe gelegenen Steinbruch "Alter Schrofen" überzogen. 

Durch eine Reise mit seinem Bruder Otto nach Wartburg bei Eisenach im Mai 1867 sowie einer weiteren Fahrt nach Frankreich zwei Monate später, ließ sich Ludwig euphorisch Baupläne anfertigen, die dem romantischen Stil des Mittelalters gerecht wurde. 

„Ich habe die Absicht, die alte Burgruine Hohenschwangau bei der Pöllatschlucht neu aufbauen zu lassen, im echten Styl der alten deutschen Ritterburgen"
(Ein Auszug aus einem Brief vom 15. Mai 1868 an Richard Wagner)

Von September 1869 bis zu seinem Tod im Jahr 1886 war Ludwig's Schloss der größte Arbeitgeber in der Region. Tag und teilweise auch bei Nacht waren zwischen 200-300 Menschen an der Konstruktion beteiligt. Darunter waren unter anderem Handwerker, Bauarbeiter, Steinmetze, Zimmerer, Maler und Hilfskräfte zum Befördern der Baumaterialien. 
Anregungen zur Wandbemalung seiner Gemächer holte er sich aus Richard Wagner's Opern Tannhäuser, dem Schwanenritter Lohengrin und dessen Vater dem Gralkönig Parsifal. Dabei wurden seine Wünsche und Forderungen immer anspruchsvoller und aufwendiger, sodass der König bald mehrere Kredite aufnehmen musste.
1873 wurde der Torbau fertiggestellt und Ludwig konnte erstmals seine Gemächer beziehen. 

Schlafzimmer
© Bayerische Schlösserverwaltung, kreativinstinkt
www.schloesser.bayern.de

Für Schloss Neuschwanstein waren ursprünglich über 200 verschiedene Innenräume inklusive Gästezimmer und Dienstbotenzimmer vorgesehen. Allerdings wurden nur 15 Gemächer und Säle fertiggestellt. 
Trotz seiner imposanten Größe war für Neuschwanstein (ehemals Neue Burg Hohenschwangau) kein Hofstaat vorgesehen. 

Sängersaal
© Bayerische Schlösserverwaltung, Rainer Herrmann
www.schloesser.bayern.de

Die Baukosten für sein Traumschloss sollen sich bis zu seinem Tod auf ca. 6.180.047 Goldmark belaufen haben - das Doppelte als ursprünglich kalkuliert. 

Durch die am 03. April 1870 gegründete Einrichtung "Verein der Handwerker am königlichen Schlossbau zu Hohenschwangau" wurde für erkrankte und verletzte Bauarbeiter eine Lohnfortzahlung garantiert, was zur damaligen Zeit nicht üblich war. 
Damit der Aufbau reibungslos verlief war König Ludwig II. äußerst daran interessiert, dass alle Sicherheitsvorkehrungen sorgfältig  getroffen wurden. Es wird angenommen, dass in den zwei Jahrzehnten der Errichtung des Schlosses nur 39 Menschen dabei ums Leben gekommen sind, was für die Komplexität der Lage und den harschen Arbeitsbedingungen auffällig wenig waren. 

Thronsaal 
© Bayerische Schlösserverwaltung, Rainer Herrmann
www.schloesser.bayern.de

Insgesamt lebte Ludwig vermutlich nur 172 auf seiner "Neuen Burg Hohenschwangau" bis er von einem vierköpfigen Ärzteteam entmündigt, und in einer Nacht- und Nebelaktion auf Schloss Berg nach Starnberg abtransportiert wurde. 
Nach seinem tragischen und bis heute unaufgeklärten Tod am 13. Juni 1886 übernahm Ludwig's Onkel Luitpold sämtliche Regierungsgeschäfte, da sein drei Jahre jüngerer Bruder Otto aufgrund psychischer Probleme nicht in der Lage war die Thronfolge anzunehmen. Die "Administration des Vermögens seiner Majestät des Königs Otto von Bayern" war für die Nachlassverwaltung zuständig. 
Obwohl Ludwig niemals wollte, dass jemand seine heiligen Räume, seine "Wartburg" betritt, wurden nur sechs Wochen nach seinem Tod am 01. August 1886 die Tore Neuschwanstein's für die Besucher geöffnet. 
Der Name "Neue Burg Hohenschwangau" wurde in Schloss Neuschwanstein umbenannt und mit einem Eintrittsgeld von zwei Goldmark wurden systematisch alle Schulden des Märchenkönigs abbezahlt. 


Inzwischen ist der Freistaat Bayern Eigentümer des Schlosses und wird neben Schloss Linderhof und Schloss Herrenchiemsee von der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen betreut und bewirtschaftet.
Seit 2015 ist Schloss Neuschwanstein neben Schloss Linderhof, dem Schachenhaus und Schloss Herrenchiemsee beim Welterbezentrum in Paris auf der deutschen Vorschlagsliste. Im Sommer 2025 wird vom Welterbekomitee entschieden, wer zum UNESCO-Welterbe eingetragen wird. 

"Ich möchte nicht das Leben eines meiner Bürger für einen selbstsüchtigen Zweck zu verantworten haben. Ich wünsche von meinem Schöpfer nicht das Glück eines Eroberers, dieses Fürstenwahnwitzes, sondern jenes Glück, daß man nach meinem Tode sage: Ludwig hat nur danach gestrebt, seinem Volke der wahrhaft treueste Freund zu sein, und es ist ihm gelungen, sein Volk zu beglücken."
(Zitat von König Ludwig II. von Bayern)


Auf dem Bild zu sehen: Die große zweischiffige Säulenhalle mit Kreuzgewölben

Zur Küchenausstattung gehörten ein großer Herd sowie eine Anrichte. 
Eine Vorrichtung zum Erwärmen der Teller war ebenfalls schon integriert.


An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei der Bayerischen Schlösserverwaltung für die Bereitstellung sämtlicher Bilder bedanken.

Mittwoch, 30. August 2023

DIARY: Schloss Linderhof


Schloss Linderhof

- wie aus einer kleinen Jägerhütte ein Königsschloss wurde - 

Schloss Linderhof liegt in der oberbayerischen Gemeinde Ettal in den Ammergauer Bergen und ist eines der drei bekanntesten Schlösser die Ludwig II. von Bayern zu Lebzeiten erbauen ließ. Die luxuriöse Villa ist nicht nur das einzig fertig gestellte Gebäude des Königs, sondern gilt zugleich auch als sein Lieblingsschloss, in dem er die meiste Zeit verbrachte. 
Was bei diesem Objekt besonders ins Auge sticht: der sehr komplexe und gleichzeitig symmetrisch angelegte Grundriss. 


Ursprünglich befand sich auf dem Areal ein einfaches Bauernhaus aus dem Jahr 1790, das von König Maximilian II. von Bayern zu einem Jagdsitz umgebaut wurde. 
Das Königshäuschen, welches nach den großen Umbauarbeiten von seinem Sohn Ludwig abgetragen - und ca. 200 Meter weiter neu errichtet wurde, hatte bei dem jungen Aristokraten einen großen, emotionalen Stellenwert, da sie ihn an die wenigen aber intensiven Momente mit seinem Vater beim einstigen Jagen in der Kindheit erinnerte. 
Nachdem der im Jahre 1864 gekrönte König mit der Gestaltung seiner Gemächer in der Münchner Residenz fertig war und den Grundstein für die Planung von Schloss Neuschwanstein gelegt hatte, setzte er seinen Fokus auf Linderhof. Auf mehreren Etappen wurde von 1869 bis 1886 Ludwig's Lieblingsquartier im Stil des Neorokoko errichtet. 

Alles begann mit der ersten Bauphase: Durch den Architekten Georg von Dollmann wurde 1870 das ehemalige Forsthaus des verstorbenen König's Maximilian um einen Flügel an der Ostseite erweitert. Diese Räumlichkeiten sind in Hufeisenform angelegte Kabinettzimmer in rosa und blau. Des Weiteren ist noch ein großer Speisesaal mit einem integrierten Tischlein-deck-dich-System vorhanden. Diese Sonderanfertigung ist ebenfalls noch auf Schloss Herrenchiemsee zu bestaunen. 
In der zweiten Bauphase, im Frühling 1871, kam der gleichstrukturierte Westflügel hinzu. Die ebenfalls in Hufeisenform angelegten, kleineren Räume sind Kabinettzimmer in den Farben lila und gelb mit einem zusätzlichen großen Audienzzimmer. 

Audienzzimmer
© Bayerische Schlösserverwaltung, R Herrmann / U Pfeuffer / M Scherf
www.schloesser.bayern.de

Um die beiden Flügelbauten miteinander zu verbinden, wurde ein Schlafzimmer als Schnittstelle mit Ausblick nach Norden integriert. Durch die zusätzlich angebrachte Holztreppe zum Betreten des Traktes über den Außenbereich wurde Bauphase drei abgeschlossen. 
In der vierten und entscheidenden Etappe wurde das Holzgerippe Linderhof's mit festem Mauerwerk umschlossen und zusätzlich eine kreuzartige Verdachung angebracht.
Der 20. Januar 1874 ist ein wichtiges Datum in der Geschichte des Schlosses, denn Ludwig II. erteilte für die fünfte Bauphase die Genehmigung, das Königshäuschen seines Vaters abzutragen, um es ca. 200 Meter weiter wieder originalgetreu aufzubauen. Mit diesem Schritt bekam Linderhof seine endgültige Gestalt. Zur selben Zeit wurden ein Treppenhaus und eine Eingangshalle in den unteren Stockwerken eingebaut.
Schloss Linderhof hat damit zusätzlich ein westliches und östliches Gobelinzimmer sowie einen spektakulären Spiegelsaal erhalten.  

Spiegelsaal 
© Bayerische Schlösserverwaltung, R Herrmann / U Pfeuffer / M Scherf
www.schloesser.bayern.de

1885 wurde das Schlafzimmer des Königs in Richtung Norden von Julius Hofmann erweitert. Durch seine Größe wird dieser prachtvoll eingerichtete Raum das Herzstück von Linderhof. Leider erlebte Ludwig die Fertigstellung nicht mehr, da das Ausweiten des Zimmers mit einem erheblichen Aufwand verbunden war. Die Umbauarbeiten wurden nach seinem Tod in vereinfachter Form zu Ende gebracht. 


Zeitgleich mit dem Bau des Schlosses wurde auch der Park dazu errichtet. Der Hofgartendirektor Carl Joseph von Effner legte 1874 die Planung dafür vor. Nach einigen Änderungen wurde der Garten letztlich kreuzförmig angelegt. Mittelpunkt der Grünanlage bildet ein Bassin, aus dem eine bis zu 25 Meter hohe Fontäne schießt, was bis heute bei vielen Touristen für regelrechtes Staunen sorgt.


Darüber, genauer gesagt auf der Anhöhe der rennissancehaften Terrassenanlage befindet sich der Venustempel. 

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Parallel auf der anderen Seite des Schlosses kann man auf gleicher Höhe den Musikpavillon bestaunen - Ludwig's Sicht aus dem Schlafzimmer. Darunter befindet sich ein treppenförmig angelegter Wasserfall, der bis zum Neptunbrunnen reicht. Die sich dort befindlichen Pferdefiguren speien das Wasser durchgehend in das umliegende Becken. 




Doch nicht nur dieser Anblick ist ein Highlight: Der komplette Schlosspark ist mit Staffagebaut und wunderschön angelegten Beeten versehen. 


Neben dem Königshäuschen -dem einstigen Forsthaus- welches wenige Meter daneben wieder neu aufgebaut wurde, gibt es noch den Maurische Kiosk (ein Gebäude im exotischen Stil) und die Hundinghütte, die nach einer Beschreibung von Richard Wagner's erstem Akt der Walküre nachgestellt wurde. Auch der Einsiedelei des Gurnemanz der ebenfalls von Richard Wagner's Operette Parsifal stammt war Ludwig's Muse. 





Nicht unweit von der Hunding Hütte entfernt gibt es das Marokkanische Haus, welches ebenfalls orientalisch angehaucht ist und die legendäre Venusgrotte, die leider aufgrund von Renovierungsarbeiten nicht besucht werden konnte. 



Die künstlich angelegte Tropfsteinhöhle mit See und Wasserfall wurde aus dem ersten Akt der Wagner-Oper "Tannhäuser" übernommen. 
12 Dynamos sorgten dafür, dass eine naturgetreue Raumbühne ausgeleuchtet wird. Somit gilt dieses Bauwerk als erstes bayerische Elektrizitätswerk - ein Meilenstein in der Technik. Ein vergoldeter Muschelkahn sowie der Königssitz und Loreleyfelsen runden das mysteriöse, atemberaubende und zugleich romantische Ambiente ab. 
Aufgrund von aufwändigen Renovierungsarbeiten bleibt die Venusgrotte bis 2024 leider geschlossen.


Die Pflege und Instandhaltung der denkmalgeschützte Garten- und Parkanlage erfordert einen hohen Aufwand. Etwa 45.000 Sommerblumen werden für die Bepflanzung der einzelnen Blumenbeete in der hauseigenen Gärtnerei herangezogen. 


Sechs Gärtner sind beschäftigt, die den Park erstrahlen lassen, als würde Ludwig jeden Moment auf sein Schloss zurückkehren, um sich an der Schönheit der Natur zu erfreuen. 


Durch die Lage in ca. 950 m Meereshöhe ist die Vegetationszeit sehr kurz und eine Frühjahrsbepflanzung nicht möglich. Aufgrund der  Witterungsverhältnisse ist ein ständiges Reparieren, Ergänzen und Ausbessern der kompletten Anlage zwingend notwendig. 


Mehrere Steinfiguren zieren den Park, unter anderem die "Venus", welche auf dem Bild zu sehen ist. 


Der goldene Engelsbrunnen befindet sich am westlichen Parterre. 


Ebenfalls befindet sich dort eine Steinfigur von dem französischen König Ludwig XIV, besser bekannt als Sonnenkönig, Ludwig's Idol. 


"Auch für zahllose andere Menschen, als ich einer bin, wird eine Zeit kommen, in der sie sich nach einem Lande sehnen und zu einem Fleck Erde flüchten, wo die moderne Kultur, Technik, Habgier und Hetze noch eine friedliche Stätte weit vom Lärm, Gewühl, Rauch und Staub der Städte übriggelassen hat."
(Zitat von König Ludwig II. von Bayern aus dem Jahr 1872)


An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei der Bayerischen Schlösserverwaltung für die Bereitstellung sämtlicher Bilder bedanken. 

Sonntag, 27. August 2023

DIARY: Schloss Hohenschwangau


Schloss Hohenschwangau

- Das romantische Schloss oder besser bekannt als König Ludwig's Kinderstube - 

Schloss Hohenschwangau liegt in der Gemeinde Schwangau bei Füssen im Landkreis Ostallgäu, Schwaben. Die knapp 3.500 zählenden Einwohner erfreuen sich dort nicht nur an dem im Süden angrenzenden Alpsee oder dem Schwansee, sondern auch über die beiden Königsschlösser, die prachtvoll zwischen den Bergen thronen. 


Ursprünglich war dieses üppige Gebäude mit den vier markanten Ecktürmen eine Burg, auf der die Ritter von Schwangau lebten. Im 12. Jahrhundert wurde das Kastell erstmals dokumentarisch als "Burg Schwanstein" erwähnt. 
Nachdem König Ludwig I. seinem Sohn Max das Hohe Schloss Füssen als Wohnsitz überlassen wollte, begab sich dieser 1829 nach Füssen. Bei seiner Wanderung, die ihn bis nach Reutte führte, durchquerte der Kronprinz Hohenschwangau. Sofort war er von der historischen Bauart und der Berglage angetan. So kam es, dass Maximilian auf das von seinem Vater angebotene Schloss verzichtete und nach einer mehrjährigen Kaufverhandlung 1832 die Burg erwarb. 
Da die mittelalterliche Zitadelle während des Napoleonischen Krieges schwer beschädigt wurde, fing der Vater des zukünftigen Märchenkönigs umgehend mit den Umbau- und Renovierungsarbeiten an. Fünf Jahre lang ließ er die Burg von dem Architektur- und Theatermaler Domenico Quaglio im neugotischen Stil umbauen. 


Die Inneneinrichtung passt sich dem exquisiten Geschmack von Maximilian II. an. Alle Möbel stammen aus der Biedermeierzeit und können noch heute in einer Führung durch das Schloss bestaunt werden. 
Mehr als 90 Wandmalereien wurden nach den Entwürfen von Ludwig Lindenschmidt und Moritz von Schwind in sämtlichen Räumlichkeiten integriert. Sie behandeln Themen von der Geschichte des Schlosses und den Sagen des Mittelalters - unter anderem vom Schwanenritter Loherangrîn in Wolfram von Eschenbachs mittelhochdeutschem Versepos Parzival, was für König Ludwig II. von Bayern noch eine entscheidende Rolle spielen wird.


1842 heiratet König Maximilian II. Prinzessin Marie Frederike von Preußen. 
Während dem Sommer verbrachte die Königsfamilie einige Wochen auf Hohenschwangau. Dabei berichtet die Schlosschronik von fürstlichen Gästen, prächtigen Ritterspielen, großen Festen und verschiedenen Ausflügen. 
Besonders die gesellige Königin Marie mochte die Berge sehr und nahm auf ihren regelmäßigen Erkundungstouren ihre Söhne mit. Doch das Schloss diente dem Königspaar nicht nur als Sommerresidenz, sondern das Anwesen war zugleich auch die Kinderstube von Thronfolger Ludwig und seinem drei Jahre jüngeren Bruder Otto. 
Nach dem Ableben von Maximilian II. verbrachte seine Frau weiterhin die warmen Wonnemonate auf Hohenschwangau, hingegen Ludwig das Schloss ausschließlich in ihrer Abwesenheit nutzte - bevorzugt in den Jahren 1869 bis 1884 während der Errichtung seines eigenen Schlosses Neuschwanstein (ehemals Neue Burg Hohenschwangau).


In seinem Zimmer, welches der einzige Raum war den der Märchenkönig nach seinen eigenen Wünschen veränderte, stand stets ein Fernrohr, damit er regelmäßig den gegenüberliegenden Baufortschritt seines eigenen Schlosses beobachten konnte ohne selbst vor Ort sein zu müssen. 


Der dazugehörige Schlossgarten entstand zeitgleich mit den Renovierungs- und Umbauarbeiten der Burg - ebenfalls nach den Plänen von Domenico Quaglio. Eine Erweiterung erfolgte nochmals 1851. 
Nach einer großen Gartensanierung im Jahr 2007 wurde in Anlehnung an den historischen Bestand des 19. Jahrhunderts alles komplett neu angepflanzt. 


Auf dem Grund des ehemaligen Amtshauses von 1786 wurde im 19. Jahrhundert ein Hotel gebaut, in dem seit 2011 das Museum der bayerischen Könige seinen Platz gefunden hat - welches vom Wittelsbacher Ausgleichfonds betrieben wird. 
Darin befinden sich 160 originale Ausstellungsstücke vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Der Fokus liegt jedoch im Saal der Könige, in denen König Maximilian II. von Bayern und König Ludwig II. von Bayern dominieren. 


Dieser Löwenbrunnen ist das Sinnbild für den Orient nach dem Vorbild der Alhambra. 



Der Marienbrunnen der sich am Rande des Schlosshofes befindet soll den christlichen Glauben symbolisieren. Die Königsfamilie war sehr gläubig - ein eigener Hausaltar befindet sich direkt im Innengebäude des Schlosseingangs. 


Das Kreuz im Altarraum der Schlosskapelle Christ-König ist eine Arbeit aus Tirol. Es stammt aus dem 18. Jahrhundert.
Die neugotische Madonna stammt aus dem 19. Jahrhundert. 


Die auf dem Bild zu sehende Schlosskapelle Christ-König befindet sich in der ehemaligen Orangerie im Obergeschoss, die unter dem Bayerischen König Max II. Josef von Bayern vom Hofbaumeister Ziebland im Jahr 1851 errichtet wurde. 


Der Schwanenbrunnen steht für die lokale Identität und für das Rittertum. 



Das Felsenbad im angrenzenden Schlossgarten erinnert an Bäder aus der Antikzeit. 



Der Gänsemännchenbrunnen (1867) steht in der Nähe vom Löwenbrunnen. 
Er erinnert an Legenden des Mittelalters.
 

Die Kücheneinrichtung von Hohenschwangau. 


1889, drei Jahre nach dem Tod ihres Sohnes Ludwig starb Königin Marie auf Schloss Hohenschwangau. 


Dieses Gedicht schrieb König Ludwig II. von Bayern wenige Wochen vor seiner plötzlichen Krönung. 
Für diese Niederschrift benötigte er über sechs Wochen. 

Auf Hohenschwangaus hehren Zinnen
Stand ich, und schaute in das Land,
O könntest Du es Dir gewinnen,
(Dacht ich) mit starker Ritterhand,

Wollt ichs behaupten und es schützen.
Es winkt mir die Gelegenheit,
Den Augenblick ich will ihn nützen,
Jetzt nahet die willkommne Zeit.

Zur Reise alle sich bereiten,
Zu kehren in die Stadt zurück,
Dort harren meiner nichts als Leiden,
(Dacht ich), mir winkt ein andres Glück.

Das Christentum muss ich verachten,
Ich wähle mir das Heidenthum,
Nach ihm nur sollen alle trachten,
Dort nur lebt Ehre noch und Ruhm.

»Dem Kreuze wend' ich keck den Rücken«,
»Die Heidengötter ruf ich an«,
»Sie können einzig mich beglücken«,
»Es fasste mich ein sel'ger Wahn«,

Die Kön'gin drob begann zu trauern,
Verloren glaubt sie all mein Heil;
Mein Herz weiß nichts von Schmerzensschauern,
Doch ihres traf ein scharfer Pfeil.

Das Schloss verlassen wir zu Wagen,
Und fahren nun den Berg hinab,
Ich spring' vom Bocke ohne Zagen,
Ein Gott mir den Gedanken gab.

Die Andern merkten nicht mein Fliehen,
Schnell, schnell enteilt' ich in den Wald,
Um in ein fernes Land zu ziehen,
Am Fürstenwege stand ich bald. -

Mein Oheim kam des Wegs gezogen,
Ich lege schnell zur Seite mich,
Mir stürmt es in der Brust wie Wogen,
Ihr Götter, wie erbebte ich! -

Doch seine Augen mich gewahren,
Und ich erzähl' mein Wagnis nun,
Ich bat ihn, nichts zu offenbaren,
Und er versprach, es nie zu thun.

Ich zieh so froh nun meine Wege,
Wie heiter wogte mir die Brust,
Ich dachte, nichts käm' ins Gehege,
Und ahnte nichts als kün ft'ge Lust.

Mein Großvater er kam geschritten,
An einem Teiche traf ich ihn,
Und ich bestürmte ihn mit Bitten,
Doch ließ er mich nicht fürder ziehn;

Da ich ihn bat, nichts, nichts zu sagen,
Von Allem, was ich ihm vertraut,
Nicht billigt' er mein kühnes Wagen,
Sein drohend Wort, es tönte laut.

Er wollte nun mein Leben enden,
Er nahm ein mörderisch Gewehr,
Die Götter wollten's anders wenden,
Und nicht erreicht er sein Begehr

In einen Graben musst' er fallen,
Erfreut im Herzen zog ich fort,
Ins ferne Land ja wollt' ich wallen,
In kurzer Zeit nun war ich dort.

Ich wählt' mir bald die treusten Helden,
Ich war ihr Herr u. treuer Freund,
Im Geiste wähnt' ich mein die Welten,
Wenn ich mit ihnen nun vereint.

Nicht wollt' die Götter ich verehren,
Zum Kreuze kehrte ich zurück;
Wie liebt' ich meine Tapfren, Hehren,
Es strahlte Wonne nur mein Blick.

Ich war ja frei von allen Banden,
Weit, weit nun von der bösen Stadt. -
Weit nun von den Philister-Landen,
Denn ihrer war ich völlig satt.

In einem Land von Freien, Gleichen,
Und ich erschuf mir diese Welt,
Ein König herrscht' ich in den Reichen
Und unter Helden größter Held.

Zum Schlosse sandt' ich einen Boten,
Ich sandte als Spion ihn aus;
Verlassen nicht, ein Haus von Toten,
Nicht sollte sein das Ritterhaus.

Und ich erging mich in dem Lande,
Des Abends bei des Mondes Schein,
Nach einem Berg mein Schritt sich wandte,
Ein Zauberton zog mich hinein. -

Drin hört ich wunderbares Tönen,
Im Venusberge sah ich mich,
Ich sah die Herrlichste der Schönen,
Sie liebte bald mich inniglich. -

Und mich befiel ein sel'ger Schlummer
In einem magisch blauen See,
Dort war nur Lust, u. niemals Kummer
Und ich empfand ein wonnig Weh -

Nicht blieb ich in der Göttin Armen
Mich triebs zur Oberwelt zurück,
Nicht wollt' ich hier in Lieb erwärmen
Sie weissagt mir von hohem Glück.

Sie gab mir eines Ritters Kleider,
Und dankbar, freudig zog ich fort,
Es war mein Herz so froh, so heiter,
Es tönt' im Ohr der Göttin Wort.

Ich hörte schmetternde Trompeten,
Sah meine Freund' als Ritterschar,
Welch Wunder plötzlich wir erspähten,
Ein schwarzes Ross stellt' sich mir dar. -

Ich säumte nicht mich drauf zu schwingen,
Mir schien, für mich sei es gesandt,
Dass Ruhm darauf ich sollt' erringen,
Zum Schloss nun ward der Zug gewandt,

Wir reiten nun im milden Mondesscheine
Als hehre Ritter ziehen wir dahin.
Wir reiten durch die traulich grünen Haine,
Auch lustge Elfen sahen bald wir ziehn.

Wir nahten nun in kurzer Zeit dem Schlosse
Und ziehen in den Burghof freudig ein,
Da ward's so wohl, (mir schien es,) meinem Rosse
Sollt wohl denn ich, sein Herr, ein Andrer sein? -

Wir Mannen eilten in die hehren Säle,
So frei und froh ward's jedem um die Brust,
»Ja dieses Schloss für uns'ren Sitz ich wähle«
Sprach ich, »hier herrsche Ritters Lust«.

Wir setzten freudig uns zum reichen Mahle
Erneuern ganz die früh're Reckenzeit,
Wir trinken aus dem kreisenden Pokale,
Zur sel'gen Gegenwart ward die Vergangenheit.

Mit dieser Schar will neue Sitten ich verkünden,
Beglückt durch uns werd' dieses schöne Land,
Wohl sollen treue Freunde wir nun finden;
Es war ja deutsche Treue stets bekannt.

Der süßen Ruhe drauf wir Alle pflegten,
Es war schon spät geworden in der Nacht,
Ich ging mich in des Königs Ruhebett zu legen,
In diesem Zimmer strahlt' der Bilder Pracht. -

Als nun des Thürmers Ruf den neuen Tag verkündet,
Ein Jeglicher gekräftiget erwacht,
Die Sonne steigt mit Wonne heut verbündet,
Ein eig'ner Ton ergriff mein Ohr mit Macht,

Und ich vernahm so hehre, wundersame Weisen,
Und immer mächt'ger schwoll der Stimmen Klang,
Ich hörte eines Ritters Nahen freudig preisen,
Ihn zieht im See ein Schwan: tönt der Gesang. -

Nach kurzer Zeit schon ist er in dem Schlosse,
Von Himmels Höhen scheint er uns gesandt,
Empfangen von der Mannen mächt'gem Trosse
Hat er den Schritt in uns'ren Saal gewandt.

Und da erkannten wir beim ersten Blicke,
Dass Er der wahre Herrscher sollte sein,
O freudigstes, o schönstes der Geschicke,
In Dir, Ersehnter, Alle wir uns weihn! -

Er sprach: »Vom Himmel selbst bin ich zu Euch gesendet,
»Zu Eurem Herrscher hat mich Gott ernannt,«
»Durch mich wird alles Böse weggewendet,«
»Jedoch mein Name werd' Euch nie bekannt.«

»Ihr sollet darum niemals mich befragen«
»Sonst muss trotz Flehens ich von hinnen ziehn,«
»Und Euer Glück muss ich von dannen tragen,«
»Mit mir geht jeder Trost für Euch dahin.«

Wir drauf. »Nie soll der Morgen Tagen,«
»An dem die Frage will dem Mund entfliehn,«
»Wir lieben dich und werden uns dir neigen«
»Den Namen deck' ein ewiges Verschweigen!«