Sonntag, 29. Mai 2022

REZEPT: saftiger Rhabarber-Käsekuchen mit Streuseln


Hallo meine Lieben,

mit der Spargelzeit beginnt auch die Rhabarber-Zeit. Es gibt so viele unterschiedliche Varianten wie man den Rhabarber verarbeiten kann und noch mehr Ideen für leckere und schnell zuzubereitende Kuchen. Untenstehend verlinke Euch zwei weitere Rezeptvorschläge zu dem Saisonobst, die ich bereits auf meinem Blog hochgeladen habe. 
Dieser Rhabarber-Käsekuchen ist in der Zubereitung ein bisschen aufwendiger, nichtsdestotrotz wird man am Ende mit dem Mehraufwand geschmacklich belohnt. Eine saftige Quarkschicht zwischen dem Mürbteigboden und dem Rhabarber gekrönt mit Streuseln, lässt doch jedes Kuchenherz höher schlagen - oder?
Die Zutaten sind schnell besorgt und ist in der Zubreitung einfach nachzumachen. 

Ich wünsche Euch viel Spaß und gutes Gelingen!

Das brauchst Du: 

Für den Teig:

200 g Mehl
  60 g Zucker
100 g Sanella
    1 Ei
    1 Prise Salz

Für den Belag I: 

700 g Rhabarber
  50 g Zucker

Für den Belag II:

    2 Eier
    1 Pk. Vanillinzucker
    1 Pk. Vanillepuddingpulver
    500 g Magerquark 
      50 g Butter

Für die Streusel: 

150 g Mehl
  30 g Zucker
  80 g kalte Butter

Zubereitung:

Für den Mürbteig-Boden Mehl, Zucker, Sanella, 1 Ei und eine Prise Salz zu einem Teig verkneten und diesen für eine Stunde kühl stellen. 
In der Zwischenzeit bereitet man den Belag I vor: Rhabarber waschen, jeweils die Enden abschneiden, schälen und die Stangen in 1 cm breite Stücke schneiden. Diesen anschließend mit 50 g Zucker vermischen und ebenfalls für eine Stunde ziehen lassen. Die entstandene Flüssigkeit gut abtropfen lassen. 
Für den Belag II: 2 Eier trennen und das Eiweiß mit einem Mixer steif schlagen. Quark mit Eigelb, dem Zucker, Vanillinzucker und dem Puddingpulver sowie der weichen Butter cremig rühren. Den Eischnee zum Schluss unterheben. 
Wenn der Knetteig erkaltet ist, diese auf einer gefetteten und mit Semmelbrösel ausgelegten Springform ausrollen und einen kleinen Rand hochziehen. Erst wird die Quark-Creme eingefüllt, anschließend die Rhabarbertücke darauf gleichmäßig verteilt. 
Zum Schluss werden aus Mehl, Zucker und der kalten Butter Streusel geknetet, die auf der Rhabarber-Quarkmischung gleichmäßig verteilt werden. 
Backzeit: 180° C Umluft im vorgeheizten Backofen für 60 Minuten

Anmerkung:
Weitere Backrezepte in denen Rhabarber verarbeitet wurde:

Sonntag, 22. Mai 2022

Buchrezension: STERN CRIME: Wahre Verbrechen- 16 spektakuläre Fälle von Giuseppe Di Grazia

STERN CRIME:
Wahre Verbrechen -
16 spektakuläre Fälle

Infos zum Buch:
unbezahlte Werbung / Rezensionsexemplar
Verlag: Penguin Verlag
Titel: Stern Crime: Wahre Verbrechen - 
16 spektakuläre Fälle
Autor: Giuseppe Di Grazia
Erscheinungsjahr: 13. Dezember 2021
Seitenzahl: 320 Seiten 
Kapitelzahl: 17 Kapitel 
ISBN: 978-3-328-10795-8
Cover: broschierte Ausgabe
Preis: 10,00 Euro
Quellenangabe / Interesse geweckt? Hier geht's zum Verlag

Klappentext:
Wahre Fälle. Echte Täter. Deutschlands spannendste Verbrechen. 
Warum sind manche Männer und Frauen imstande Verbrechen zu begehen, seien es Gewaltverbrechen oder ein groß angelegter Betrug? Warum scheinen manche Menschen dabei keine Schuldgefühle zu kennen? Genau diese Fragen treiben die Autorinnen und Autoren von STERN CRIME an. Mithilfe von Ermittlerinnen und Spezialisten wollen sie dieses Verhalten erklärbar machen, das auf den ersten Blick Unbegreifliche begreiflich machen. Denn nur wer untersucht, nachforscht und nachfragt, sich auf die Taten und die betroffenen Menschen einlässt, kann Kriminalfälle richtig verstehen, sodass mehr bleibt als das Empfinden von Unerklärlichkeit. 

Aufbau / Inhalt:
  • Vorwort
  • Der Mittagsmörder
  • Die Witwe
  • 145 Tage
  • In seinen Fängen
  • Florena
  • Todesspiel
  • Unheil
  • Das Folterschiff
  • Jochen, "meine große Stütze"
  • Die Eine / Die Andere
  • Es gibt ihn nicht mehr
  • hilf!
  • Wie Silvia verschwand
  • Der Trieb
  • Schneemann
  • "Komm doch wieder"
Der 26. Februar 2015 sollte der wichtigste Tag im Leben von Klaus G. werden. Denn nach neunundvierzig Jahren, acht Monaten und fünfundzwanzig Tagen im Gefängnis darf der mittlerweile 72-jährige seine Zelle 69 auf Station A2 im zweiten Stock von Haus 1 in der JVA Straubing verlassen. Kurz nach seiner Haftzeit beginnt der "Mittagsmörder" auf einer alten Schreibmaschine -einer Triumph Gabriele 35- über sein Leben zu schreiben. Dabei verarbeitet er nicht nur seine Kindheit und Jugendzeit, sondern berichtet wie er als Mittzwanziger Anfang der 60er-Jahre in und um Nürnberg zum Bankräuber und Fünffachmörder wurde. Bis heute sieht sich Klaus G. nicht als Täter, sondern gibt viel mehr seiner Mutter die Schuld an seinen rechtswidrigen Taten, da sie ihm den Umgang mit seiner ersten großen Liebe sowie eine Ausbildung zum Förster verboten hat. Der mittlerweile gesittete und gottesfürchtige Mann hat seine Schuld verbüßt und lebt seitdem in einem christlichen Wohnheim in Oberbayern. Seine Verwandtschaft möchte mit ihm keinen Kontakt. Teilweise änderte diese aus Scham sogar ihre Namen. 
Auch der Fall Mirco aus Grefrath, Kreis Viersen in Nordrhein-Westfalen hielt im Jahr 2010 ganz Deutschland in Atem. Es handelt sich hierbei um den grausamen Mord an einem 10-jährigen Kind, das am 03. September nach dem Besuch auf dem Skaterplatz spurlos verschwand. Nachdem die Polizei die Vermisstenanzeige der Eltern sofort ernst nahm und der kleine Junge nirgends aufzufinden war, wurde die Soko Mirco eingerichtet unter der Leitung von Ingo Thiel. Mit mehr als 80 Beamten ging diese Sonderkommission in die Kriminalgeschichte ein, als eine der aufwendigsten Suche. Jeder Hinweis aus der Bevölkerung wurde ernst genommen und nachverfolgt, sowie jeder eingehende Anruf im Polizeipräsidium ausgewertet, doch über 145 Tage mussten Mirco's Eltern hoffen und bangen. Erst dann gab es endlich eine Spur die letztlich zum Täter führte. Der Außendienstmitarbeiter der Deutschen Telekom Olaf H. ist für dieses Verbrechen verantwortlich. Der Ehemann und Vater dreier Kinder gestand den Mord, schweigt aber bis heute beharrlich über sein Motiv. Auch wenn die Familie nun Gewissheit hat was mit Mirco geschehen ist, musste ein unschuldiges Kind grundlos sterben. 
Über 14 weitere tragische, erschütternde und abscheuliche Taten werden in diesem Buch berichtet.

Eigene Meinung:
Laut einer Statistik wurden im Jahr 2021 in Deutschland über 257 Menschen ermordet. Die Zahl der Tötungsdelikte befindet sich mittlerweile im vierstelligen Bereich. Und obwohl ein Verbrechen jeden von uns und zu jeder Zeit treffen kann, prägt uns eine gewisse Faszination über True-Crime-Storys. 
Zitat: Buch S. 7 "Das Böse, das Abweichende ist unheimlich, manchmal auch tatsächlich bedrohlich, aber genau das treibt uns an, es erklärbar zu machen. Warum zum Beispiel sind manche Frauen und Männer imstande zu morden, einfach nur aus Verlagen, ohne jegliche Hemmung, ganz frei von Schuldgefühlen?"
Das Buch "STERN CRIME: Wahre Verbrechen" ist ein Sammelband bestehend aus 16 Mordfällen oder ähnlichen Straftaten die bis heute großes mediales Aufsehen erregt haben. Aufgrund ihrer perfiden, brutalen und äußerst grausamen Vorgehensweise erlangen Bankräuber, Mörder und Serienkiller die Aufmerksamkeit ganzer Nationen unterschiedlichen Alters, da diese durch solche Bücher Einblick in die menschlichen Abgründe erhalten. Neben Angst und Ekel wächst zugleich aber auch ein gewisser Reiz für das Unbekannte, denn nichts ist schockierender als wahre Verbrechen. Doch dabei kommen auch Fragen auf - unter anderem nach dem Motiv und was der Auslöser für solche Taten ist. Diese broschierte Ausgabe ist dabei keine Ausnahme. Beispielsweise der Fall Mirco, der durch sein hohes polizeiliches Aufgebot bei der Suche nach dem Kind in die deutsche Kriminalgeschichte einging oder die Akte Estibaliz C., die ihre Liebhaber und Ehemänner tötete, kurz nachdem sie das Interesse an ihnen verlor. Bis heute gehen die Fälle noch immer in den Medien viral. Wie es für dieses Genre üblich ist, erhält der Leser nicht nur Einblicke über die Tat, das Opfer und dessen Lebensumstände, sondern darüber hinaus auch Kenntnisse über die Arbeit der der Kriminalpolizei, über die Gutachten der Psychologen und deren Einschätzungen, sowie sämtliche Arbeitsschritte der Beamten die beharrlich nach der Wahrheit suchen. 
Dieser Sammelband mit seinen 16 tragischen aber auch spektakulären Fällen bewegte ganz Deutschland über Jahre hinweg. Jede einzelne Geschichte wird kurz und bündig zusammengefasst. Die Autoren von STERN CRIME verlieren sich dabei nicht in Details, sondern bleiben stets bei den wichtigsten Fakten. In einem äußerst anschaulichen und flüssigen Schreibstil kommen Opfer und Täter zu Wort und gleichzeitig gibt das Buch -sofern dies ermittlungstechnisch möglich ist- Aufschluss über die Tat und deren Hintergründe. Bei dieser Ausgabe geht es nicht darum den Mörder zu finden, sondern die Absichten des Täters und das Motiv zu verstehen. Hierbei werden frühkindliche Störungen diagnostiziert und oftmals die brennende Frage nach dem Warum geklärt. 
Fazit: Das Buch lässt einen mit aufwühlenden Emotionen zurück: faszinierend, spannend, unglaublich erschreckend und düster. Wahre Geschichten schreibt das Leben. 
Meine Bewertung: 5 von 5 Sternen 

Sonntag, 15. Mai 2022

Buchrezension: LITTLE BOOK OF PRADA - Das luxuriöse Modehaus und seine Geschichte von Laia Farran Graves

LITTLE BOOK OF PRADA -
Das luxuriöse Modehaus und
seine Geschichte

Infos zum Buch:
unbezahlte Werbung
Verlag: Edel Verlagsgruppe GmbH / 
Eden Books
Titel: Little Book of Prada - 
Das luxuriöse Modehaus und seine Geschichte
Autor: Laia Farran Graves
Erscheinungsjahr: 06. Mai 2022
Seitenzahl: 160 Seiten
Kapitelzahl: 13 Kapitel
ISBN: 978-3-95910-364-0
Cover: gebundene Ausgabe
Preis: 15,00 Euro
Quellenangabe / Interesse geweckt? https://edenbooks.de

Weitere Bücher aus dieser Reihe:
Little Book of Chanel Das Leben und Vermächtnis von Coco Chanel von Emma Baxter-Wright
Little Book of Gucci Die Erfolgsgeschichte der glamourösen Modemarke von Karen Homer
Little Book of Prada Das luxuriöse Modehaus und seine Geschichte von Laia Farran Graves

Klappentext: 
Little Book of Prada dokumentiert die Geschichte und das Erbe Pradas von den Ursprüngen des Unternehmens als Lederwarenhersteller bis hin zu dem von Miuccia Prada geschaffenen globalen Modeimperium. Bilder einzelner Kleidungsstücke, Laufstegaufnahmen und Modefotografien würdigen eines der einflussreichsten Modehäuser der Welt und die Frau, die dahintersteht.

Aufbau / Inhalt: 
  • Einleitung
  • Das Erbe 
  • Die frühen Jahre
    - Ausweitung des Sortiments: Accessoires
  • Pradas Ästhetik
    - Die minimalistischen Kollektionen
    - Farben, Muster und Gewebe
    - Die Vermarktung des Prada-Looks
  • Miu Miu: Pradas kleine Schwester
    - Die Vergangenheit ausschlachten
    - Adretter Chic
    - Die Bühne der Sixties
    - Mustergültig
    - Verführerische Sirenen
  • Mode für Männer
    - Accessoires
    - Der Prada Mann
    - Kollektionen für ein neues Jahrtausend
    - Die Damenhaften Kollektionen
    - Kollektionskonzepte
    - Farbspritzer
    - Muster und bedruckte Stoffe
  • Jüngste Kollektionen
    - Die Frauen der Mad Men
    - Prada ist total "Banane"
    - Frauen und Automotoren
    - Gegensätze ziehen sich an
  • Schönheit und Duft 
  • Kunst & Design
  • Quellen
  • Register
  • Danksagung

Eigene Meinung:
Prada: Eine Luxusmarke die für zeitlose Eleganz, Originalität und vornehme Schönheit steht. Die größte Erfolgsgeschichte des 20. Jahrhunderts begann 1913 in Italien. Die Brüder Mario und Martino Prada eröffneten in Mailands nobler Galleria Vittorio Emanuele II ein kleines Lederwarengeschäft, welches von Anfang an durch qualitativ hochwertige Produkte überzeugte. Erst durch den Einstieg von Mario's Enkeltochter Miuccia Prada gelang dem Label der internationale Durchbruch. Inzwischen ist Prada in über 70 Ländern vertreten. Weltweit warten täglich über 250 Filialen nur darauf, von ihren Kunden besucht zu werden, damit diese sich mit den edlen Roben eindecken können.
Das Buch "Little Book of Prada - Das luxuriöse Modehaus und seine Geschichte" gewährt Einblicke in die Firmenphilosophie von Prada, bei der vor allem auf traditionelle Werte und Techniken großen Wert gelegt wird. Die 160-seitige Ausgabe beinhaltet weitaus mehr als nur wissenswerte Texte zu diesem Unternehmen. Zahlreiche Laufstegaufnahmen aus der Vergangenheit, Modefotografien und diverse Kleidungsstücke sind hierin abgedruckt. Dabei nimmt die Autorin sämtliche Designs genauer unter die Lupe und erklärt, welche modischen Absichten sich hinter den jeweiligen Kollektionen verbergen. Hier zeigt sich, dass das Konzept von Altbewährtem gespickt mit neuen, modischen Impulsen aufgeht. Denn Prada setzt nicht nur Trends, sondern bleibt weiterhin dem minimalistischen Stil treu. 
Bereits 1913 kreierte Fratelli Prada (Gebrüder Prada) diverse Hand- und Reisetaschen, sowie Koffer in verschiedenen Größen für jeden Anlass. Doch auch ausgefallenere Accessoires wie Spazierstöcke und Regenschirme fehlten in deren Sortiment nicht. So wurde das Geschwisterduo nur wenige Jahre nach Gründung zum offiziellen Hoflieferanten der italienischen Königsfamilie ernannt, welche den Brüdern das Recht gab, das Wappen des Hauses Savoyen und das Seilknotenmuster im Firmenlogo zu verwenden, welches noch heute deren Produkte ziert. 
Das Erfolgsunternehmen stockt immer weiter auf. 1991 brachte Miuccia Prada ihre erste vollständige Männermodekollektion heraus, die sich von Jahr zu Jahr weiter etablierte. Nicht nur darüber berichtet Laia Farran Graves äußerst anschaulich, sondern geht auch auf Prada's Zweitlinie Miumiu ein, die für das jüngere Publikum ausgerichtet ist. Auch der Einstieg in die Kosmetikindustrie im Jahr 2000 wird erwähnt und mit weiteren Farbbildern untermalt. 
Das Buch ist perfekt für all diejenigen, die sich für Mode interessieren insbesondere für die Luxusmarke Prada. Fashionistas die die Marke lieben, werden in dieser Lektüre allerdings wenig Neues in Erfahrung bringen. Hier liegt der Fokus mehr auf den Bildern um sich inspirieren zu lassen, wie die Mode sich in den letzten Jahren stetig verändert hat. 
Fazit: Prada: Ein Statement für Luxus mit Sinn für das Schöne. Das Buch gibt Einblick in einen Lebensstil der Extravaganz. 
Meine Bewertung: 4 von 5 Sternen 

Quelle: Buch Abb. S. 10-11 / S. 28-29 / S. 54-55 / S. 134-135

Sonntag, 8. Mai 2022

Diary: Hinterkaifeck - Die Wanderung zum Marterl


Der Mythos Hinterkaifeck: Eine Wanderung zum Tatort

Befindet man sich auf dem frisch gepflügten Acker, zwischen Waidhofen und Gröbern - nordöstlich der Spargelstadt Schrobenhausen, unmittelbar am Hexenhölzl-Eck, so kann man sich kaum vorstellen welches furchtbare Grauen vor genau 100 Jahren dort stattgefunden hat. 

März 1922: Hinterkaifeck - Ein kleiner Einblick:

Wir schreiben das Jahr 1922: Das Austragsehepaar Cäzilia Gruber († 72 J.) und ihr knapp 8 Jahre jüngerer Mann in 2. Ehe Andreas, planten auf dem Hinterkaifecker Hof eine Vergrößerung des Stalls. Mit 38 Tagwerk Feld und 12 Tagwerk Wald, sowie etlichem Nutzvieh zählte die Familie zu einer der reichsten Bauern im gesamten Umkreis - nicht zuletzt weil der Hausherr und seine Frau äußerst sparsam und bescheiden lebten. 
Viktoria Gabriel († 35 J.) die bereits verwitwete Tochter der beiden, lebte ebenfalls mit ihren zwei Kindern Cäzilia († 7 J.) und dem kleinen Josef († 2 J.) auf dem diesem Anwesen. Ihr Mann, der aus dem Nachbarort Laag stammende Karl Gabriel zog 1914 in den ersten Weltkrieg, und kehrte von dort nie mehr zurück. Kurz vor Weihnachten, am 12.12.1914 fiel dieser an der Front bei der Schlacht im Arras, im französischen Neuville. Seine Tochter Cäzilia lernte der junge Vater († 26 J.) nie kennen. 
Die Arbeit auf dem Hof war hart und beschwerlich. Von Zeit zu Zeit halfen Tagelöhner oder Nachbarn den Austragsbauern gegen Nahrung oder Kleingeld. Unterstützt wurden sie allerdings stets von einer Magd, die mit der Familie gemeinsam auf dem Hof lebte und dort ein eigenes Zimmer besaß. 



Freitag, 31. März 1922: Wenige Stunden vor dem Mord:

Der Monat März schien damals ungewöhnlich kalt zu sein. Andreas Gruber und seine Tochter Viktoria beschlossen nach getaner Arbeit in das sieben Kilometer entfernte Schrobenhausen zu laufen, um für das bevorstehende Wochenende einzukaufen und weitere Bestellungen für den Anbau des neuen Stalls zu tätigen. Der 31. März blieb den dortigen Kaufleuten auf ewig in Erinnerung, denn es war das letzte Mal, an dem noch ein Teil der fünfköpfigen Familie lebend gesehen wurde. Laut Zeugenaussage des Eisenwarenhändlers erzählte der eher menschenscheue und wortkarge Andreas Gruber dem Geschäftsinhaber, dass in seinem Haus Seltsames vor sich geht. Beispielsweise hörte der 64-jährige immer wieder auf dem Speicher lautes Poltern und Schritte - allerdings konnte er dort oben nie jemanden entdecken. Auch eine Münchner Zeitung (der heutige Münchner Merkur) will der alte Gruber im Schnee vor dem Eingang ins Hexenhölzl entdeckt haben. Es schien genau jene Stelle zu sein, an der sowohl der rüstige Bauer als auch seine Tochter kurz zuvor fremde Gestalten gesehen haben, die den Hof aus der Ferne beobachteten. Dass Fußspuren im Schnee ins Haus führten aber nicht mehr zurück, hinterlässt bei Gruber ein ungutes Gefühl welches er zu unterdrücken versuchte. Nur die Zeitung weckte seine Neugier, denn bei seinen Recherchen stellte sich heraus, dass keiner aus dem Umkreis dieses Tagblatt abonniert hatte. 
Auch Viktoria berichtete zeitgleich in einem anderen Geschäft von den mysteriösen Vorkommnissen die sich seit einer Weile auf dem Hof abspielten. Obwohl es Tage zuvor wiederholt Anzeichen gab, dass jemand der Familie Gruber-Gabriel Angst einjagen möchte und anscheinend auch zu mehr fähig ist, informierte der rüstige Bauer keine Polizei. Als zu guter Letzt Gruber's einziger Hausschlüssel plötzlich spurlos verschwand, schlug auch der Nachbar Lorenz Schlittenbauer vor die Gendarmerie zu verständigen. Andreas Gruber blieb stur und wiegte sich in Sicherheit mit seinem geladenen Gewehr. Genau dieses Fehlverhalten wurde ihm, seiner Ehefrau, der Tochter und den beiden Enkelkindern sowie der neuen Magd Maria Baumgartner († 45 J.) letztendlich zum Verhängnis. 
Als Viktoria Gabriel mit ihrem Vater zusammen aus Schrobenhausen wieder zurückkam, trafen sie und der alte Gruber zum ersten Mal in der warmen Küche auf die neue Magd Maria Baumgartner, die von ihrer jüngeren Schwester Franziska begleitet wurde. Die körperlich und geistig eingeschränkte Mittvierzigerin fühlte sich auf dem oberbayerischen Einödhof von Anfang an sichtlich unwohl, und flehte ihre bereits verheiratete Schwester an, diese doch wieder mitzunehmen. Später gab Franziska zu Protokoll, sie hatte das Gefühl, dass Maria das Unheil -welches nur wenige Stunden später über dieses Anwesen hereinbrach- schon vorher spürte. 


31. März 1922: Der Mord

Was genau an jenem Abend geschah, konnte bisher nie restlos aufgeklärt werden. Nur durch die Fundorte der Leichen und diversen Theorien unter Berücksichtigung von Zeugenaussagen der Nachbarn und Angehörigen wurde ein ungefährer Tathergang rekonstruiert. 
Dies könnte vielleicht so geschehen sein:
Es ist spät abends, irgendetwas weckte Viktoria Gabriel's Interesse, sodass sie als Erste vom Wohnraum in den angrenzenden Stall ging um nach dem Rechten zu sehen. War es ein losgebundenes Vieh, ein geheimer Verehrer oder vielleicht doch ein Dieb der sich schon ein paar Tage zuvor durch sein Poltern und den Schritten im Dachboden bemerkbar machte? 
Sie war vermutlich das erste Opfer welches mit neun Hieben einer Reuthaue erschlagen wurde, kurz bevor ihr Peiniger sie würgte. Es ist davon auszugehen, dass unmittelbar danach Viktoria's Mutter Cäzilia Gruber in den Stall kam um nachzusehen, warum ihre Tochter nicht mehr zurück in die Küche kam. Später wurden bei ihr acht Löcher an der rechten Kopfseite -ebenfalls durch eine Reuthaue ausgeführt- festgestellt. Anschließend wurde Andreas Gruber selbst im Stall hingerichtet, sowie die kleine Zilly, die jedoch nicht sofort an ihren schweren Verletzungen starb. Über zwei Stunden lang litt die Schülerin Höllenqualen, bei denen sie sich büschelweise die Haare ausriss. Während vier Personen von sechs im Stall getötet wurden, lag der kleine Josef erschlagen in seinem Stubenwagen und die Magd ermordet im Mägdezimmer. Auch bei diesen beiden Opfern wurde die Reuthaue eingesetzt. 
Besonders bei dem kleinen Bub Josef († 2 J.) war eine extreme Brutalität durch dem Schlag festzustellen, sodass die Theorie für eine Beziehungstat bzw. einem Racheakt erstmal nicht abwegig klang. 
Hier stellt sich ebenfalls die Frage, warum der Mörder oder die Täter alle seine Opfer notdürftig abdeckte. Konnte er den Anblick nicht ertragen und wünschte sich gar die Tat im Nachhinein ungeschehen zu machen?


01. April - 04. April: Ein Sechsfachmord bleibt vorerst unentdeckt:

Samstag, 01. April 1922: Während für alle das Leben scheinbar normal weiterging, blieb es rund um den Einödhof Hinterkaifeck still. Zu still. Es schrie weder das Vieh im Stall, noch bellte der Wachhund - ein senfgelber Spitz. Wie war das möglich, wo doch die komplette Familie ausgelöscht wurde und sich somit keiner mehr um die Tiere kümmern konnte?
Es lässt die Vermutung zu, dass der oder die Täter noch mindestens 1-4 Tage auf dem Hof mit seinen Opfern zusammenlebte und notdürftig sämtliche Stallarbeiten erledigte, bis letztendlich der Fluchttag feststand. Dadurch hatte der Mörder genug Zeit um sich von seiner Tat zu erholen und sich gleichzeitig auf seine nächsten Schritte vorzubereiten. Erwähnenswert ist hierbei, dass der Täter sich absolut sicher fühlen musste, von niemandem entdeckt zu werden. 
Was jedoch sofort bemerkt wurde, war das unentschuldigte Fehlen der kleinen Cäzilia am Unterricht. Weder am Samstag noch am Montag oder Dienstag gab es eine plausible Erklärung, warum das kleine Mädchen nicht zur Schule kam. Das erste Mal dass sich die Nachbarn Gedanken um die Hinterkaifecker machten war, als Familie Gruber-Gabriel am Sonntag dem 02.04. nicht in der Kirche erschien. Denn besonders Viktoria, die als Lerchenstimme von Waidhofen bekannt war und im Kirchenchor in vorderster Reihe mitsang, ließ selten den Gottesdienst ausfallen. Auch als verschiedene Personen nach der Mordnacht bei den Austragsbauern klingelten um etwas kaufen oder verkaufen zu wollen, blieb alles mucksmäuschenstill. Dem Postzusteller Josef Mayer fiel nur auf, dass der kleine Bub ihn nicht vom Fenster aus beobachtete wie er es sonst täglich tat wenn er die Zeitung und Briefe an der Haustür ansteckte. Doch erst am Dienstag, dem 04.04 geschieht kurz vor der Entdeckung der Leichen noch etwas Sonderbares. Der Monteur Albert Hofner, der vom alten Gruber beauftragt wurde den Motor in der Hütte zu richten traf morgens um ca. 9:00 Uhr im Einödhof ein. Zwar hörte er den Hund im Stall bellen und das Vieh unruhig schreien, allerdings sah er nicht nach, sondern verschaffte sich nach über einer Stunde Wartezeit unter einem Baum gewaltsam Zutritt ins Motorhäuschen. Knapp fünf Stunden lang war der junge Monteur mit der Reparatur beschäftigt, bei der er zum Schluss einen Probelauf durchführte um auf seine Anwesenheit aufmerksam zu machen. Als Hofner nach getaner Arbeit schließlich gehen wollte, bemerkte er, dass das Scheunentor offen - und der Hund bellend davor stand. Doch als sich nach mehrmaligen Rufen wieder niemand rührte, verließ der junge Mann das Anwesen und informierte die Kinder von Lorenz Schlittenbauer -dem nächstliegenden Nachbarn aus Gröbern- über die ausgeführte Reparatur. 


Dienstag, der 04. April: Ein schauderhafter Fund:

Auf Lorenz Schlittenbauer's Wunsch machten sich der damals 16-jährige Johann und sein Stiefbruder Josef am Nachmittag auf den Weg zum 250 Meter entfernten Hinterkaifecker Hof, bei dem nach wie vor keiner der Hausbesitzer anzutreffen war. Da Ortsführer Schlittenbauer seit Freitag keinen Kontakt mehr zu den Hausbesitzern hatte, machte er sich selbst gemeinsam mit Jakob Sigl und Michael Pöll -die ebenfalls aus Gröbern stammten- auf den Weg zum Hof. Schon beim Betreten des Anwesens ging eine unheilvolle Stimmung von dem Haus aus, sodass sich die drei Männer gewaltsam Zutritt über das Stadltor ins Hausinnere verschafften. Dabei stolperte Schlittenbauer über den Fuß des verstorbenen Hausherren, dessen Körper notdürftig mit Stroh und einer Holztür abgedeckt wurde. Doch unter dieser provisorischen Vorrichtung befanden sich noch drei weitere Leichen - nämlich die der kleinen Zilly, deren Mutter und Großmutter. Pöll und Sigl die bei dem schrecklichen Anblick der Toten sofort kehrt machten und ins Freie stürmten, ließen Schlittenbauer alleine zurück, der sich nun auf die Suche nach seinem Sohn Josef machte, der scheinbar aus einer kurzen Affäre mit Viktoria Gabriel entstand. Allerdings kam für den kleinen Bub der noch im Stubenwagen lag jede Hilfe zu spät, wie auch für die Magd in der Mägdekammer, die noch mit dem Auspacken beschäftigt war, als der Mörder über sie herfiel. Dass der kleine Josef mit dem Rock seiner Mutter abgedeckt wurde, die Magd mit einem Federbett und die restlichen Leichen mit Stroh und einer Türe wirkt bizarr und man kommt zur Annahme dass der Täter vielleicht kein Fremder war. 



Die Ermittlungen: Was bekannt ist:

Am Dienstagabend war auf dem Hinterkaifecker Hof ein Aufgebot zu sehen, wie es in der sonst so beschaulichen Umgebung bisher noch nie der Fall gewesen war. Sowohl die Gendarmerie aus Hohenwarth und Schrobenhausen, als auch der Bürgermeister eilten nach Kontaktaufnahme umgehend zum Tatort. 
Einige Stunden später kamen zusätzlich sechs Beamte der Mordkommission München hinzu, darunter der Ermittlungsleiter Georg Reingruber der bis zu seiner Pensionierung 1930 an diesem Fall gearbeitet hatte. Neben ersten Vernehmungen mit den Zeugen und Angehörigen, wurde der Hof auf etwaige Spuren und Hinweise durchsucht. Dabei fielen den Beamten auf dem Speicher zwei Liegemulden im Heu auf, sowie ein herabhängender Strick an der Dachbodenluke. Des Weiteren stellte man fest, dass zwei Dachziegel so verschoben wurden, dass die potenziellen Täter ihre Opfer gezielt jederzeit beobachten konnten, um über jeden ihrer Schritte informiert zu sein. Es wurden nur wenige Tatortfotos gemacht, sowie zwei Spürhunde eingesetzt um die Mordwaffe oder andere Beweisstücke zu finden. Doch die Suche sollte vorerst ergebnislos bleiben. Denn erst zehn Monate nach der Tat als das komplette Anwesen abgerissen wurde, fand man im Fehlboden neben einem Taschenmesser und einem Bandeisen auch die Reuthaue, die zweifelsfrei als Mordwaffe identifiziert werden konnte. 
Am Donnerstag und Freitag wurden im Hof des Anwesens unter den Blicken der Öffentlichkeit die Leichen obduziert. Dabei trennte der Neuburger Landgerichtsarzt Dr. Johann Bapt. Aumüller die Köpfe der sechs Opfer ab, um die Verletzungen besser untersuchen zu können. Kopflos wurden Maria Baumgartner, Viktoria und Cäzilia Gabriel, sowie Andreas, seine Frau Cäzilia und Josef Gruber am Samstag den 08.04.1922 von drei Priestern in Waidhofen beerdigt. Tausende Menschen versammelten sich in dem kleinen Ort um der Familie die letzte Ehre zu erweisen. Man spricht heute noch davon, dass es in dem Dorf so leise war, dass man eine Maus hätte rennen hören können.

Ein Resümee: Verdächtige und die ewige Frage nach dem Motiv:

Hinterkaifeck wird vermutlich für immer ein Mythos bleiben. Ein Cold Case der nicht nur durch seine Brutalität für helles Aufsehen sorgte, da der Verbrecher nicht einmal vor unschuldigen Kindern zurückschreckte, sondern auch über die kuriose Familienkonstellation Gruber-Gabriel die einen kurzen Einblick in die dunkle Seite hinter dem sonst so vermeintlich idyllischen Landleben gewährt. 
Man mag verwundert sein über die unsaubere Arbeitsweise der damaligen Mordkommission München, über die fehlenden oder teils unvollständigen Berichte und Zeugenaussagen, nichtsdestotrotz sollte man sich stets vor Augen halten, dass vor 100 Jahren die Kriminalistik erst im Aufbau war und die Polizei für einen wesentlich größeren Zuständigkeitsbereich verantwortlich war im Vergleich zu heute. Dass die Kripo stets von einem Raubmord ausging, obwohl sämtliche Wertgegenstände wie beispielsweise Gold und Schmuck nicht entwendet wurden, ist ebenso fraglich wie unwahrscheinlich. Wer sich in den Fall ein wenig einliest wird schnell merken, welche Verdächtigen in den engeren Kreis kommen. Willkürliche Schuldzuweisungen und Spekulationen seitens der Öffentlichkeit sorgten dafür, dass noch heute sämtliche Ortsansässige und unmittelbare Nachkommen keine Ruhe finden. Aus Rücksicht auf genau diese Nachkommen werde ich weder diese Theorien noch meine persönliche Meinung dazu äußern. Davon gibt es im Internet bereits mehr als genug und alles führt zu einem Ergebnis: Keinem. Dieser Mord wirft mehr Fragen auf, als dass er Antworten liefert.
Dass Andreas Gruber mit seiner Tochter eine Inzestbeziehung führte war kein Geheimnis. Ein Urteil vom 28.05.1915 bestätigt dies, denn dafür saß der Bauer ein Jahr im Zuchthaus, hingegen seine Tochter aufgrund ihrer Schwangerschaft mit Josef nur einen Monat ins Gefängnis musste. Bis heute ist nicht geklärt wer genau der Vater von diesem Kind war. Stammte es aus einer kurzen Lisson mit Lorenz Schlittenbauer oder haben sich Vater und Tochter erneut der Blutschande strafbar gemacht? Ist es möglich, dass noch andere potenzielle Väter in Frage kommen? Auch wenn man beschließen würde, die Gräber zu öffnen um eine DNA-Probe zu entnehmen, würde es keinen weiteren Hinweis auf den Mörder geben. 
Ob sich Andreas Gruber in politische Machenschaften verstrickt hat und sogar für oder gegen die Freikorps gearbeitet hat und daher die Familie einem Fememord zum Opfer fiel bleibt genauso ungeklärt wie der tot geglaubte Ehemann Viktoria's -Karl Gabriel- der nicht im französischen Neuville starb, sondern als Rachengel zurückgekehrt sein soll.
All die Spekulationen und viele weitere werden je weiter der Fall zurückliegt immer bizarrer und die Möglichkeiten des Motivs immer skurriler, doch was bleibt ist eine Faszination für das Unbekannte das bei Weitem nicht abzuflauen vermag. 


Eine Wanderung zum Tatort

Obwohl zehn Monate nach der Tat das komplette Anwesen Hinterkaifeck abgerissen wurde, und nur noch das unverkennbare Hexenhölzl-Waldstück an den genauen Standort des Hofes erinnert, gibt es zahlreiche Hobbydetektive und Interessierte, die noch heute -100 Jahre nach dem Sechsfachmord- den einstigen Tatort aufsuchen, an dem sich am 31. März 1922 Schreckliches ereignete. 
Auch ich habe mich auf den Weg zum besagten Schauplatz gemacht, der dem Gemeindegebiet Wangen und zum Bezirk Schrobenhausen angehört. Wer sich mit der Geschichte Hinterkaifeck länger befasst hat muss feststellen, dass es mittlerweile unzählige Bücher, Dokumentationen, Filme und auch Foren darüber gibt, bei dem jeder zu Wort kommen möchte. Auch ich habe mich dabei ertappt, wie ein wahres Hinterkaifecker Fieber bei mir ausgebrochen ist, vermutlich deswegen, weil der Tatort nicht unweit von mir entfernt liegt. 
Seit einigen Jahren bietet die Gästeführerin Maria Weibl aus Neuburg-Schrobenhausen (Laternen)-Wanderungen zum Marterl an, einer kleinen, äußerst gepflegten Gedenkstätte zu Ehren der ermordeten Personen. Auf höchst respektvolle- aber auch anschauliche Art erzählt die sympathisch wirkende Frau über Vergangenes, verwebt zusätzlich zur damaligen Geschichte traditionelles von Heute, wie beispielsweise die Vorzüge der Stadt Schrobenhausen, die vor allem durch den aromatischen Spargel vielerorts bekannt und beliebt ist. 


Jährlich besuchen hunderttausende von Menschen das Marterl, welches nur wenige Meter vom einstigen Hof entfernt unter einer riesigen Kiefer steht. Das Besondere an dem Nadelbaum ist, dass dieser schon jeher dort stand. Er ist der einzige Zeuge und schweigt beharrlich. Er erweist durch seine fünf Auswüchse den Familienmitgliedern die letzte Ehre. Für jede Gabelung steht ein Opfer - Maria Baumgartner nicht mitgerechnet, da diese nur wenige Stunden auf dem Hof lebte. 


Treffpunkt der Wanderung vom 10. April 2022 war die Kirche Mariä Reinigung in Waidhofen, in der auch Viktoria Gabriel im Kirchenchor sang und bei Pfarrer Haas beichtete. Von dort aus liefen wir den ehemaligen Schulweg der 7-jährigen Cäzilia Gabriel, der anschließend durch das Hexenhölzl direkt zum Hof führte. Doch vorher überquerten wir eine kurze Wegstrecke, die besonders von Schmugglern gern aufgesucht wurde. Nach der zweistündigen Wanderung kehrten wir wieder zum Ausgangsort zurück, bei dem der letzte Besichtigungspunkt der Friedhof war. Der ca. 2,5 Meter hohe Marmorobelisk ragt bereits über die Friedhofsmauer andächtig hervor, bei dem schräg gegenüber ein goldenes Jesuskreuz zu sehen ist. Das Grab, welches ebenfalls äußerst gepflegt und liebevoll angepflanzt wurde ist die Ruhestätte aller sechs Opfer, einschließlich der Magd. Auch das Grab von Lorenz Schlittenbauer besuchten wir. Seine Ruhestätte weist als einer der wenigen Gräber einen weißen Stein auf.  


Außerhalb des Friedhofs gibt es eine Gedenktafel für die gefallenen Soldaten aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, die wir uns ebenfalls noch angesehen haben. Dabei ist auch Karl Gabriel aufgeführt, der Ehemann von Viktoria und der Vater von Cäzilia. Auch seine Cousins sind niemals aus dem Krieg zurückgekehrt. 


Es ist etwas anderes ob man Zuhause über die Tat liest oder ob man vor Ort die Schauplätze ansieht und eintaucht in eine längst vergangene Zeit in der es kaum noch einen Zeitzeugen gibt der etwas wissen könnte. Eine Tat die mich gleichzeitig erschauern lässt und trotzdem ein Stück weit aufgrund der wirren Verstrickungen fasziniert. Doch ob ich für mich jemals eine plausible Theorie finde wer nun letztendlich der Mörder sein könnte, steht auf jeden Fall noch in den Sternen. 


Aktuelle Informationen aus Waidhofen vom 30.08.2022
(Quelle: Mindelheimer Zeitung)

Sonntag, 1. Mai 2022

Buchrezension: Der Mordfall Hinterkaifeck - Spuren eines mysteriösen Verbrechens von Peter Leuschner

Der Mordfall Hinterkaifeck -
Spuren eines mysteriösen Verbrechens

Infos zum Buch:
unbezahlte Werbung
Verlag: apus Verlag
Titel: Hinterkaifeck - Der Mordfall
Autor: Peter Leuschner
Erscheinungsjahr: 01. Juli 2007
Seitenzahl: 376 Seiten
Kapitelzahl: 62 Kapitel
ISBN: 3-98 05 591-0-6
Cover: gebundene Ausgabe
Preis: 22,00 Euro 
Quellenangabe / Interesse geweckt? Hier geht's zum Verlag

Klappentext: 
Der sechsfache Mord von Hinterkaifeck ging als eines der rätselhaftesten und unheimlichsten Verbrechen in die Kriminalgeschichte ein. Trotz neuer Erkenntnisse wird ungeklärt bleiben, was wirklich in der Nacht zum 1. April 1922 auf der oberbayerischen Einöde geschah. 
Der spektakuläre Fall hatte in Bayern zu einer kaum vorstellbaren Hinterkaifeck-Hysterie geführt. In diesem Buch wird erstmals die Ermittlungsarbeit der zuständigen Münchner Mordabteilung dokumentiert. 

Inhaltsangabe:
In der Nacht vom 31. März auf den 01. April 1922 ereignete sich auf dem oberbayerischen Einödhof Hinterkaifeck unvorstellbares Grauen, welches 100 Jahre danach noch immer ganz Deutschland beschäftigt. Die fünfköpfige Familie bestehend aus dem Austragsehepaar Andreas und Cäzilia Gruber († 64 J. u. † 72 J.), deren verwitwete Tochter Viktoria Gabriel († 35 J.) sowie die beiden Kinder Cäzilia Gabriel († 7 J.) und Josef († 2 J.) wurden von einem unbekannten Täter oder mehreren Tätern kaltblütig mit einer Reuthaue erschlagen. Auch die körperlich und geistig eingeschränkte Magd Maria Baumgartner († 45 J.), die nur wenige Stunden zuvor erst ihre neue Arbeitsstelle im Hause Gruber-Gabriel angetreten hatte, blieb von diesem im Blutrausch besessenen Verbrecher nicht verschont. 
Über mehrere Tage hinweg lebte der Mörder nach der Tat unberührt mit den Opfern unter einem Dach zusammen, aß von deren Speisen und versorgte notdürftig das Vieh im Stall. Sowohl das Ehepaar Gruber, als auch deren Tochter Viktoria und der kleine Josef starben unmittelbar an ihren schweren Kopfverletzungen, hingegen Zilly den Angriff überlebte. In ihrem zweistündigen Todeskampf riss sich die Schülerin büschelweise die Haare aus, bis auch das Mädchen letztendlich ihren Verletzungen erlag. Dieser Mord, der eine komplette Familie auslosch, blieb bis zum Nachmittag des 04. Aprils 1922 unbemerkt. Obwohl Zilly bereits mehrere Tage unentschuldigt in der Schule fehlte, Andreas Gruber ebenfalls tagelang nicht auf seinen Feldern gesehen wurde und kein Familienmitglied am Sonntagsgottesdienst teilnahm, machten sich die Nachbarn aus Gröbern und Waidhofen bis dato keine Sorgen, da die Hinterkaifecker eher für sich zurückgezogen lebten. 
Nichtsdestotrotz macht sich Ortsführer Lorenz Schlittenbauer mit seinen beiden Nachbarn Jakob Sigl und Michael Pöll vier Tage nach dem letzten Kontakt mit dem alten Gruber auf den Weg auf das ca. 250 Meter entfernte Grundstück um nach dem Rechten zu sehen. Schon beim Betreten des Anwesens geht eine unheilvolle Stimmung von dem Haus aus, sodass sich die drei Männer gewaltsam Zutritt über das Stadltor ins Hausinnere verschafften. Dabei stolperte Schlittenbauer über den Fuß des verstorbenen Hausherren, dessen Körper notdürftig mit Stroh und einer Holztüre abgedeckt wurde. Doch unter dieser provisorischen Vorrichtung befanden sich noch drei weitere Leichen - nämlich die der kleinen Zilly, deren Mutter und Großmutter. Pöll und Sigl die bei dem schrecklichen Anblick der Toten sofort kehrt machten und ins Freie stürmten, ließen Schlittenbauer alleine zurück, der sich nun auf die Suche nach seinem Sohn Josef machte, der scheinbar aus einer kurzen Affäre mit Viktoria Gabriel entstand. Allerdings kam für den kleinen Bub der noch im Stubenwagen lag jede Hilfe zu spät, wie auch für die Magd in der Mägdekammer, die noch mit dem Auspacken beschäftigt war, als der Mörder über sie herfiel. Umgehend wurden Polizei und der Bürgermeister verständigt. Mitten in der Nacht traf die Mordkommission ein, die nach nur wenigen Stunden bereits den Tatort wieder verließ, hingegen immer mehr Schaulustige aus dem Umkreis herbeieilten, die mit ihrem unbedachten Verhalten wertvolle Spuren vernichteten. 
Ab diesem Zeitpunkt beginnt eine jahrelange Odyssee an Ermittlungen, Fahndungen und Untersuchungen nach dem oder den Tätern. Erstmalig in der Geschichte werden 100.000 Deutsche Mark Belohnung für denjenigen in Aussicht gestellt, der den entscheidenden Hinweis zu diesem Verbrechen bringt. 
Doch die Familie Gruber-Gabriel scheint sich nicht nur der Blutschande strafbar gemacht zu haben, sondern war angeblich zudem noch in dubiose Machenschaften und Beziehungen verwickelt, die letztlich mehr Fragen aufwerfen als Antworten geben. 
Noch heute stellen sich alle die Frage: Wer war der Mörder bzw. die Täter und was war das Motiv?

Eigene Meinung:
Auch 100 Jahre danach ist der Sechsfachmord von Hinterkaifeck noch immer unaufgeklärt. Obwohl bereits ein Jahr nach der Tat das komplette Anwesen abgerissen - und 1944 bei einem Bombenangriff in Augsburg das gesamte Ermittlungsmaterial der ursprünglich dafür zuständigen Staatanwaltschaft Neuburg verbrannt ist, will über das grausame Verbrechen nach wie vor kein Gras darüber wachsen. 
Ganz im Gegenteil: Kaum ein Fall bietet so viele Spekulationen über das Motiv und den Hintergrund wie bei diesem. War es ein privater Racheakt, ein Raubmord oder fiel die Familie aufgrund von politischen Machenschaften einem Fememord zum Opfer?
All diese Fragen und noch mehr beleuchtet Journalist und Autor Peter Leuschner in seinem Buch "Der Mordfall Hinterkaifeck - Spuren eines mysteriösen Verbrechens". Denn Leuschner ist es gelungen, was vor ihm noch keiner geschafft hat: Er erhielt als einziger Einblick in die noch bestehenden Originalakten, die auf dem Speicher des Münchner Präsidiums jahrelang gelagert - und nun im Bayerischen Staatsarchiv München aufbewahrt werden. Unter Aufsicht eines Beamten las sich Leuschner wochenlang in den Dienstzimmern des Münchner Präsidiums in die Zeitdokumente ein, versuchte den Tathergang anhand der Zeugenaussagen zu rekonstruieren und hinterfragte immer wieder -stets auf neutraler Basis- welcher der Verdächtigen wirklich für die Tat in Frage kommen könnte. Bei seinen Recherchen fiel ihm nicht nur fehlerhaftes Verhalten seitens der polizeilichen Ermittlungen auf, sondern auch unter welchem hohen Druck die damaligen Beamten standen, um den Fall  doch noch zu klären. 
Dieses Buch ist das Standardwerk welches für interessierte Hobbydetektive ein absolutes Must-have ist. Auf über 376 Seiten erfährt der Leser alles über die Familie Gruber-Gabriel, über die Magd Maria Baumgartner, aber auch über die Nachbarschaft und die ermittelnden Beamten, insbesondere den Leiter der Mordkommission Georg Reingruber. 
Auf den hinteren Seiten befinden sich nicht nur zahlreiche Bilder wie Tatortaufnahmen und Fahndungsfotos, sondern auch viele Originaldokumente, die zum Glück noch in München aufbewahrt wurden und nun für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. 
Leuschner versteht es die Tatsachen spannend und neutral zu Papier zu bringen, ohne sich von Aussagen oder Mythen beeinflussen zu lassen. 
Fazit: Ein Standardwerk, welches Einblick gibt in den Mythos Hinterkaifeck. Wissenswert und höchst aufschlussreich. 
Meine Bewertung: 5 von 5 Sternen

Quelle: Buch Abb. S. 290-291 / S. 300-301 / S. 318-319
Anmerkung:
  • *Hier* findest Du meine Rezension vom 27.11.20219 zu "Tannöd" von Maria Schenkel. Ein Kriminalroman basierend auf dem Mythos Hinterkaifeck. 
  • *Hier* findest Du meinen Bericht über die Wanderung zum Marterl anlässlich des 100-jährigen Jubiläums.