Mittwoch, 30. August 2023

DIARY: Schloss Linderhof


Schloss Linderhof

- wie aus einer kleinen Jägerhütte ein Königsschloss wurde - 

Schloss Linderhof liegt in der oberbayerischen Gemeinde Ettal in den Ammergauer Bergen und ist eines der drei bekanntesten Schlösser die Ludwig II. von Bayern zu Lebzeiten erbauen ließ. Die luxuriöse Villa ist nicht nur das einzig fertig gestellte Gebäude des Königs, sondern gilt zugleich auch als sein Lieblingsschloss, in dem er die meiste Zeit verbrachte. 
Was bei diesem Objekt besonders ins Auge sticht: der sehr komplexe und gleichzeitig symmetrisch angelegte Grundriss. 


Ursprünglich befand sich auf dem Areal ein einfaches Bauernhaus aus dem Jahr 1790, das von König Maximilian II. von Bayern zu einem Jagdsitz umgebaut wurde. 
Das Königshäuschen, welches nach den großen Umbauarbeiten von seinem Sohn Ludwig abgetragen - und ca. 200 Meter weiter neu errichtet wurde, hatte bei dem jungen Aristokraten einen großen, emotionalen Stellenwert, da sie ihn an die wenigen aber intensiven Momente mit seinem Vater beim einstigen Jagen in der Kindheit erinnerte. 
Nachdem der im Jahre 1864 gekrönte König mit der Gestaltung seiner Gemächer in der Münchner Residenz fertig war und den Grundstein für die Planung von Schloss Neuschwanstein gelegt hatte, setzte er seinen Fokus auf Linderhof. Auf mehreren Etappen wurde von 1869 bis 1886 Ludwig's Lieblingsquartier im Stil des Neorokoko errichtet. 

Alles begann mit der ersten Bauphase: Durch den Architekten Georg von Dollmann wurde 1870 das ehemalige Forsthaus des verstorbenen König's Maximilian um einen Flügel an der Ostseite erweitert. Diese Räumlichkeiten sind in Hufeisenform angelegte Kabinettzimmer in rosa und blau. Des Weiteren ist noch ein großer Speisesaal mit einem integrierten Tischlein-deck-dich-System vorhanden. Diese Sonderanfertigung ist ebenfalls noch auf Schloss Herrenchiemsee zu bestaunen. 
In der zweiten Bauphase, im Frühling 1871, kam der gleichstrukturierte Westflügel hinzu. Die ebenfalls in Hufeisenform angelegten, kleineren Räume sind Kabinettzimmer in den Farben lila und gelb mit einem zusätzlichen großen Audienzzimmer. 

Audienzzimmer
© Bayerische Schlösserverwaltung, R Herrmann / U Pfeuffer / M Scherf
www.schloesser.bayern.de

Um die beiden Flügelbauten miteinander zu verbinden, wurde ein Schlafzimmer als Schnittstelle mit Ausblick nach Norden integriert. Durch die zusätzlich angebrachte Holztreppe zum Betreten des Traktes über den Außenbereich wurde Bauphase drei abgeschlossen. 
In der vierten und entscheidenden Etappe wurde das Holzgerippe Linderhof's mit festem Mauerwerk umschlossen und zusätzlich eine kreuzartige Verdachung angebracht.
Der 20. Januar 1874 ist ein wichtiges Datum in der Geschichte des Schlosses, denn Ludwig II. erteilte für die fünfte Bauphase die Genehmigung, das Königshäuschen seines Vaters abzutragen, um es ca. 200 Meter weiter wieder originalgetreu aufzubauen. Mit diesem Schritt bekam Linderhof seine endgültige Gestalt. Zur selben Zeit wurden ein Treppenhaus und eine Eingangshalle in den unteren Stockwerken eingebaut.
Schloss Linderhof hat damit zusätzlich ein westliches und östliches Gobelinzimmer sowie einen spektakulären Spiegelsaal erhalten.  

Spiegelsaal 
© Bayerische Schlösserverwaltung, R Herrmann / U Pfeuffer / M Scherf
www.schloesser.bayern.de

1885 wurde das Schlafzimmer des Königs in Richtung Norden von Julius Hofmann erweitert. Durch seine Größe wird dieser prachtvoll eingerichtete Raum das Herzstück von Linderhof. Leider erlebte Ludwig die Fertigstellung nicht mehr, da das Ausweiten des Zimmers mit einem erheblichen Aufwand verbunden war. Die Umbauarbeiten wurden nach seinem Tod in vereinfachter Form zu Ende gebracht. 


Zeitgleich mit dem Bau des Schlosses wurde auch der Park dazu errichtet. Der Hofgartendirektor Carl Joseph von Effner legte 1874 die Planung dafür vor. Nach einigen Änderungen wurde der Garten letztlich kreuzförmig angelegt. Mittelpunkt der Grünanlage bildet ein Bassin, aus dem eine bis zu 25 Meter hohe Fontäne schießt, was bis heute bei vielen Touristen für regelrechtes Staunen sorgt.


Darüber, genauer gesagt auf der Anhöhe der rennissancehaften Terrassenanlage befindet sich der Venustempel. 



Parallel auf der anderen Seite des Schlosses kann man auf gleicher Höhe den Musikpavillon bestaunen - Ludwig's Sicht aus dem Schlafzimmer. Darunter befindet sich ein treppenförmig angelegter Wasserfall, der bis zum Neptunbrunnen reicht. Die sich dort befindlichen Pferdefiguren speien das Wasser durchgehend in das umliegende Becken. 




Doch nicht nur dieser Anblick ist ein Highlight: Der komplette Schlosspark ist mit Staffagebaut und wunderschön angelegten Beeten versehen. 


Neben dem Königshäuschen -dem einstigen Forsthaus- welches wenige Meter daneben wieder neu aufgebaut wurde, gibt es noch den Maurische Kiosk (ein Gebäude im exotischen Stil) und die Hundinghütte, die nach einer Beschreibung von Richard Wagner's erstem Akt der Walküre nachgestellt wurde. Auch der Einsiedelei des Gurnemanz der ebenfalls von Richard Wagner's Operette Parsifal stammt war Ludwig's Muse. 





Nicht unweit von der Hunding Hütte entfernt gibt es das Marokkanische Haus, welches ebenfalls orientalisch angehaucht ist und die legendäre Venusgrotte, die leider aufgrund von Renovierungsarbeiten nicht besucht werden konnte. 



Die künstlich angelegte Tropfsteinhöhle mit See und Wasserfall wurde aus dem ersten Akt der Wagner-Oper "Tannhäuser" übernommen. 
12 Dynamos sorgten dafür, dass eine naturgetreue Raumbühne ausgeleuchtet wird. Somit gilt dieses Bauwerk als erstes bayerische Elektrizitätswerk - ein Meilenstein in der Technik. Ein vergoldeter Muschelkahn sowie der Königssitz und Loreleyfelsen runden das mysteriöse, atemberaubende und zugleich romantische Ambiente ab. 
Aufgrund von aufwändigen Renovierungsarbeiten bleibt die Venusgrotte bis 2024 leider geschlossen.


Die Pflege und Instandhaltung der denkmalgeschützte Garten- und Parkanlage erfordert einen hohen Aufwand. Etwa 45.000 Sommerblumen werden für die Bepflanzung der einzelnen Blumenbeete in der hauseigenen Gärtnerei herangezogen. 


Sechs Gärtner sind beschäftigt, die den Park erstrahlen lassen, als würde Ludwig jeden Moment auf sein Schloss zurückkehren, um sich an der Schönheit der Natur zu erfreuen. 


Durch die Lage in ca. 950 m Meereshöhe ist die Vegetationszeit sehr kurz und eine Frühjahrsbepflanzung nicht möglich. Aufgrund der  Witterungsverhältnisse ist ein ständiges Reparieren, Ergänzen und Ausbessern der kompletten Anlage zwingend notwendig. 


Mehrere Steinfiguren zieren den Park, unter anderem die "Venus", welche auf dem Bild zu sehen ist. 


Der goldene Engelsbrunnen befindet sich am westlichen Parterre. 


Ebenfalls befindet sich dort eine Steinfigur von dem französischen König Ludwig XIV, besser bekannt als Sonnenkönig, Ludwig's Idol. 


"Auch für zahllose andere Menschen, als ich einer bin, wird eine Zeit kommen, in der sie sich nach einem Lande sehnen und zu einem Fleck Erde flüchten, wo die moderne Kultur, Technik, Habgier und Hetze noch eine friedliche Stätte weit vom Lärm, Gewühl, Rauch und Staub der Städte übriggelassen hat."
(Zitat von König Ludwig II. von Bayern aus dem Jahr 1872)


An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei der Bayerischen Schlösserverwaltung für die Bereitstellung sämtlicher Bilder bedanken. 

Sonntag, 27. August 2023

DIARY: Schloss Hohenschwangau


Schloss Hohenschwangau

- Das romantische Schloss oder besser bekannt als König Ludwig's Kinderstube - 

Schloss Hohenschwangau liegt in der Gemeinde Schwangau bei Füssen im Landkreis Ostallgäu, Schwaben. Die knapp 3.500 zählenden Einwohner erfreuen sich dort nicht nur an dem im Süden angrenzenden Alpsee oder dem Schwansee, sondern auch über die beiden Königsschlösser, die prachtvoll zwischen den Bergen thronen. 


Ursprünglich war dieses üppige Gebäude mit den vier markanten Ecktürmen eine Burg, auf der die Ritter von Schwangau lebten. Im 12. Jahrhundert wurde das Kastell erstmals dokumentarisch als "Burg Schwanstein" erwähnt. 
Nachdem König Ludwig I. seinem Sohn Max das Hohe Schloss Füssen als Wohnsitz überlassen wollte, begab sich dieser 1829 nach Füssen. Bei seiner Wanderung, die ihn bis nach Reutte führte, durchquerte der Kronprinz Hohenschwangau. Sofort war er von der historischen Bauart und der Berglage angetan. So kam es, dass Maximilian auf das von seinem Vater angebotene Schloss verzichtete und nach einer mehrjährigen Kaufverhandlung 1832 die Burg erwarb. 
Da die mittelalterliche Zitadelle während des Napoleonischen Krieges schwer beschädigt wurde, fing der Vater des zukünftigen Märchenkönigs umgehend mit den Umbau- und Renovierungsarbeiten an. Fünf Jahre lang ließ er die Burg von dem Architektur- und Theatermaler Domenico Quaglio im neugotischen Stil umbauen. 


Die Inneneinrichtung passt sich dem exquisiten Geschmack von Maximilian II. an. Alle Möbel stammen aus der Biedermeierzeit und können noch heute in einer Führung durch das Schloss bestaunt werden. 
Mehr als 90 Wandmalereien wurden nach den Entwürfen von Ludwig Lindenschmidt und Moritz von Schwind in sämtlichen Räumlichkeiten integriert. Sie behandeln Themen von der Geschichte des Schlosses und den Sagen des Mittelalters - unter anderem vom Schwanenritter Loherangrîn in Wolfram von Eschenbachs mittelhochdeutschem Versepos Parzival, was für König Ludwig II. von Bayern noch eine entscheidende Rolle spielen wird.


1842 heiratet König Maximilian II. Prinzessin Marie Frederike von Preußen. 
Während dem Sommer verbrachte die Königsfamilie einige Wochen auf Hohenschwangau. Dabei berichtet die Schlosschronik von fürstlichen Gästen, prächtigen Ritterspielen, großen Festen und verschiedenen Ausflügen. 
Besonders die gesellige Königin Marie mochte die Berge sehr und nahm auf ihren regelmäßigen Erkundungstouren ihre Söhne mit. Doch das Schloss diente dem Königspaar nicht nur als Sommerresidenz, sondern das Anwesen war zugleich auch die Kinderstube von Thronfolger Ludwig und seinem drei Jahre jüngeren Bruder Otto. 
Nach dem Ableben von Maximilian II. verbrachte seine Frau weiterhin die warmen Wonnemonate auf Hohenschwangau, hingegen Ludwig das Schloss ausschließlich in ihrer Abwesenheit nutzte - bevorzugt in den Jahren 1869 bis 1884 während der Errichtung seines eigenen Schlosses Neuschwanstein (ehemals Neue Burg Hohenschwangau).


In seinem Zimmer, welches der einzige Raum war den der Märchenkönig nach seinen eigenen Wünschen veränderte, stand stets ein Fernrohr, damit er regelmäßig den gegenüberliegenden Baufortschritt seines eigenen Schlosses beobachten konnte ohne selbst vor Ort sein zu müssen. 


Der dazugehörige Schlossgarten entstand zeitgleich mit den Renovierungs- und Umbauarbeiten der Burg - ebenfalls nach den Plänen von Domenico Quaglio. Eine Erweiterung erfolgte nochmals 1851. 
Nach einer großen Gartensanierung im Jahr 2007 wurde in Anlehnung an den historischen Bestand des 19. Jahrhunderts alles komplett neu angepflanzt. 


Auf dem Grund des ehemaligen Amtshauses von 1786 wurde im 19. Jahrhundert ein Hotel gebaut, in dem seit 2011 das Museum der bayerischen Könige seinen Platz gefunden hat - welches vom Wittelsbacher Ausgleichfonds betrieben wird. 
Darin befinden sich 160 originale Ausstellungsstücke vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Der Fokus liegt jedoch im Saal der Könige, in denen König Maximilian II. von Bayern und König Ludwig II. von Bayern dominieren. 


Dieser Löwenbrunnen ist das Sinnbild für den Orient nach dem Vorbild der Alhambra. 



Der Marienbrunnen der sich am Rande des Schlosshofes befindet soll den christlichen Glauben symbolisieren. Die Königsfamilie war sehr gläubig - ein eigener Hausaltar befindet sich direkt im Innengebäude des Schlosseingangs. 


Das Kreuz im Altarraum der Schlosskapelle Christ-König ist eine Arbeit aus Tirol. Es stammt aus dem 18. Jahrhundert.
Die neugotische Madonna stammt aus dem 19. Jahrhundert. 


Die auf dem Bild zu sehende Schlosskapelle Christ-König befindet sich in der ehemaligen Orangerie im Obergeschoss, die unter dem Bayerischen König Max II. Josef von Bayern vom Hofbaumeister Ziebland im Jahr 1851 errichtet wurde. 


Der Schwanenbrunnen steht für die lokale Identität und für das Rittertum. 



Das Felsenbad im angrenzenden Schlossgarten erinnert an Bäder aus der Antikzeit. 



Der Gänsemännchenbrunnen (1867) steht in der Nähe vom Löwenbrunnen. 
Er erinnert an Legenden des Mittelalters.
 

Die Kücheneinrichtung von Hohenschwangau. 


1889, drei Jahre nach dem Tod ihres Sohnes Ludwig starb Königin Marie auf Schloss Hohenschwangau. 


Dieses Gedicht schrieb König Ludwig II. von Bayern wenige Wochen vor seiner plötzlichen Krönung. 
Für diese Niederschrift benötigte er über sechs Wochen. 

Auf Hohenschwangaus hehren Zinnen
Stand ich, und schaute in das Land,
O könntest Du es Dir gewinnen,
(Dacht ich) mit starker Ritterhand,

Wollt ichs behaupten und es schützen.
Es winkt mir die Gelegenheit,
Den Augenblick ich will ihn nützen,
Jetzt nahet die willkommne Zeit.

Zur Reise alle sich bereiten,
Zu kehren in die Stadt zurück,
Dort harren meiner nichts als Leiden,
(Dacht ich), mir winkt ein andres Glück.

Das Christentum muss ich verachten,
Ich wähle mir das Heidenthum,
Nach ihm nur sollen alle trachten,
Dort nur lebt Ehre noch und Ruhm.

»Dem Kreuze wend' ich keck den Rücken«,
»Die Heidengötter ruf ich an«,
»Sie können einzig mich beglücken«,
»Es fasste mich ein sel'ger Wahn«,

Die Kön'gin drob begann zu trauern,
Verloren glaubt sie all mein Heil;
Mein Herz weiß nichts von Schmerzensschauern,
Doch ihres traf ein scharfer Pfeil.

Das Schloss verlassen wir zu Wagen,
Und fahren nun den Berg hinab,
Ich spring' vom Bocke ohne Zagen,
Ein Gott mir den Gedanken gab.

Die Andern merkten nicht mein Fliehen,
Schnell, schnell enteilt' ich in den Wald,
Um in ein fernes Land zu ziehen,
Am Fürstenwege stand ich bald. -

Mein Oheim kam des Wegs gezogen,
Ich lege schnell zur Seite mich,
Mir stürmt es in der Brust wie Wogen,
Ihr Götter, wie erbebte ich! -

Doch seine Augen mich gewahren,
Und ich erzähl' mein Wagnis nun,
Ich bat ihn, nichts zu offenbaren,
Und er versprach, es nie zu thun.

Ich zieh so froh nun meine Wege,
Wie heiter wogte mir die Brust,
Ich dachte, nichts käm' ins Gehege,
Und ahnte nichts als kün ft'ge Lust.

Mein Großvater er kam geschritten,
An einem Teiche traf ich ihn,
Und ich bestürmte ihn mit Bitten,
Doch ließ er mich nicht fürder ziehn;

Da ich ihn bat, nichts, nichts zu sagen,
Von Allem, was ich ihm vertraut,
Nicht billigt' er mein kühnes Wagen,
Sein drohend Wort, es tönte laut.

Er wollte nun mein Leben enden,
Er nahm ein mörderisch Gewehr,
Die Götter wollten's anders wenden,
Und nicht erreicht er sein Begehr

In einen Graben musst' er fallen,
Erfreut im Herzen zog ich fort,
Ins ferne Land ja wollt' ich wallen,
In kurzer Zeit nun war ich dort.

Ich wählt' mir bald die treusten Helden,
Ich war ihr Herr u. treuer Freund,
Im Geiste wähnt' ich mein die Welten,
Wenn ich mit ihnen nun vereint.

Nicht wollt' die Götter ich verehren,
Zum Kreuze kehrte ich zurück;
Wie liebt' ich meine Tapfren, Hehren,
Es strahlte Wonne nur mein Blick.

Ich war ja frei von allen Banden,
Weit, weit nun von der bösen Stadt. -
Weit nun von den Philister-Landen,
Denn ihrer war ich völlig satt.

In einem Land von Freien, Gleichen,
Und ich erschuf mir diese Welt,
Ein König herrscht' ich in den Reichen
Und unter Helden größter Held.

Zum Schlosse sandt' ich einen Boten,
Ich sandte als Spion ihn aus;
Verlassen nicht, ein Haus von Toten,
Nicht sollte sein das Ritterhaus.

Und ich erging mich in dem Lande,
Des Abends bei des Mondes Schein,
Nach einem Berg mein Schritt sich wandte,
Ein Zauberton zog mich hinein. -

Drin hört ich wunderbares Tönen,
Im Venusberge sah ich mich,
Ich sah die Herrlichste der Schönen,
Sie liebte bald mich inniglich. -

Und mich befiel ein sel'ger Schlummer
In einem magisch blauen See,
Dort war nur Lust, u. niemals Kummer
Und ich empfand ein wonnig Weh -

Nicht blieb ich in der Göttin Armen
Mich triebs zur Oberwelt zurück,
Nicht wollt' ich hier in Lieb erwärmen
Sie weissagt mir von hohem Glück.

Sie gab mir eines Ritters Kleider,
Und dankbar, freudig zog ich fort,
Es war mein Herz so froh, so heiter,
Es tönt' im Ohr der Göttin Wort.

Ich hörte schmetternde Trompeten,
Sah meine Freund' als Ritterschar,
Welch Wunder plötzlich wir erspähten,
Ein schwarzes Ross stellt' sich mir dar. -

Ich säumte nicht mich drauf zu schwingen,
Mir schien, für mich sei es gesandt,
Dass Ruhm darauf ich sollt' erringen,
Zum Schloss nun ward der Zug gewandt,

Wir reiten nun im milden Mondesscheine
Als hehre Ritter ziehen wir dahin.
Wir reiten durch die traulich grünen Haine,
Auch lustge Elfen sahen bald wir ziehn.

Wir nahten nun in kurzer Zeit dem Schlosse
Und ziehen in den Burghof freudig ein,
Da ward's so wohl, (mir schien es,) meinem Rosse
Sollt wohl denn ich, sein Herr, ein Andrer sein? -

Wir Mannen eilten in die hehren Säle,
So frei und froh ward's jedem um die Brust,
»Ja dieses Schloss für uns'ren Sitz ich wähle«
Sprach ich, »hier herrsche Ritters Lust«.

Wir setzten freudig uns zum reichen Mahle
Erneuern ganz die früh're Reckenzeit,
Wir trinken aus dem kreisenden Pokale,
Zur sel'gen Gegenwart ward die Vergangenheit.

Mit dieser Schar will neue Sitten ich verkünden,
Beglückt durch uns werd' dieses schöne Land,
Wohl sollen treue Freunde wir nun finden;
Es war ja deutsche Treue stets bekannt.

Der süßen Ruhe drauf wir Alle pflegten,
Es war schon spät geworden in der Nacht,
Ich ging mich in des Königs Ruhebett zu legen,
In diesem Zimmer strahlt' der Bilder Pracht. -

Als nun des Thürmers Ruf den neuen Tag verkündet,
Ein Jeglicher gekräftiget erwacht,
Die Sonne steigt mit Wonne heut verbündet,
Ein eig'ner Ton ergriff mein Ohr mit Macht,

Und ich vernahm so hehre, wundersame Weisen,
Und immer mächt'ger schwoll der Stimmen Klang,
Ich hörte eines Ritters Nahen freudig preisen,
Ihn zieht im See ein Schwan: tönt der Gesang. -

Nach kurzer Zeit schon ist er in dem Schlosse,
Von Himmels Höhen scheint er uns gesandt,
Empfangen von der Mannen mächt'gem Trosse
Hat er den Schritt in uns'ren Saal gewandt.

Und da erkannten wir beim ersten Blicke,
Dass Er der wahre Herrscher sollte sein,
O freudigstes, o schönstes der Geschicke,
In Dir, Ersehnter, Alle wir uns weihn! -

Er sprach: »Vom Himmel selbst bin ich zu Euch gesendet,
»Zu Eurem Herrscher hat mich Gott ernannt,«
»Durch mich wird alles Böse weggewendet,«
»Jedoch mein Name werd' Euch nie bekannt.«

»Ihr sollet darum niemals mich befragen«
»Sonst muss trotz Flehens ich von hinnen ziehn,«
»Und Euer Glück muss ich von dannen tragen,«
»Mit mir geht jeder Trost für Euch dahin.«

Wir drauf. »Nie soll der Morgen Tagen,«
»An dem die Frage will dem Mund entfliehn,«
»Wir lieben dich und werden uns dir neigen«
»Den Namen deck' ein ewiges Verschweigen!«

Freitag, 25. August 2023

DIARY: Auf den Spuren von König Ludwig II. von Bayern

© Bayerische Schlösserverwaltung, Marianne Schwenk
www.schloesser.bayern.de

Auf den Spuren von König Ludwig II. von Bayern

- Ein Vierteiler anlässlich zu Ludwig's 178. Geburtstag -


Er ist weltbekannt; der Märchenkönig, der exzentrische Schlossbauer, der gerne die Nacht zum Tag machte und von seinem bayerischen Volk liebevoll als „unser Kini“ bezeichnet wird - König Ludwig II. von Bayern. 
Ein Mann, der bereits zu Lebzeiten ein Mysterium war und selbst nach seinem Tod das Land bis heute im Unklaren lässt. 

"Ein ewig Rät(h)sel will ich bleiben mir und anderen!"
(Zitat aus einem Brief an die Schauspielerin Marie Dahn-Hausmann vom 25. April 1876)

Was ist an jenem schicksalhaften Tag, dem 13. Juni 1886 zwischen 18:00 Uhr und 21:00 Uhr auf Schloss Berg am Starnberger See (ehemals Würmsee) wirklich passiert? Wurde Ludwig kaltblütig umgebracht, plagten ihn seit seiner Entmündigung Suizidgedanken, die er letztlich in die Tat umsetzte oder war sein viel zu früher Tod ein tragischer Unfall? Diese Fragen und noch viele weitere werden sich vermutlich nie endgültig klären lassen, doch genau diese Ungewissheit macht Ludwig II. unsterblich. 

Ludwig's Geburt und Kindheit:
Ludwig II. Otto Friedrich Wilhelm von Bayern wurde am 25. August 1845 als ältester Sohn des Kronprinzen Maximilian II. Joseph von Bayern und der Kronprinzessin Marie Frederike von Preußen auf Schloss Nymphenburg in München geboren. 
Nur drei Jahre später kam Ludwig’s Bruder Otto Wilhelm Luitpold Adalbert Waldemar von Wittelsbach zur Welt. Die beiden Geschwister standen sich von Beginn an sehr nahe und verbrachten ihre Kindheit größtenteils auf Schloss Hohenschwangau gemeinsam mit ihren Erziehern. Besonders zu Sybilla Freifrau von Leonrod hatte Ludwig bis zu deren Tod ein inniges Verhältnis - ein Denkmal ihr zu Ehren wurde auf Wunsch des jungen Thronfolgers angefertigt und in Augsburg aufgestellt. 
Die zahlreichen Wandgemälde und -behänge die auf Schloss Hohenschwangau überall zu sehen sind, beeindruckten Ludwig schon im Kindesalter, da sie über die damaligen Sagenwelten des Mittelalters berichten. Dies war der Meilenstein für Ludwig's Liebe zur Kunst und Literatur. Doch der junge Aristokrat war schon immer vielseitig interessiert. So entdeckte er dank seiner Mutter Marie schnell die Vorzüge der Berge, die ihm innere Ruhe und Kraft gaben. Die Mutter des zukünftigen Märchenkönigs war eine begnadete Bergsteigerin, die ihre Söhne gerne zum Wandern mitnahm. 
Das Verhältnis zu seinem Vater Maximilian war von Beginn an kühl und distanziert. Der schüchterne Ludwig interessierte sich weniger für Waffen, sondern viel mehr für die Baukunst, Prosaschriften und diversen Kompositionen - besonders jene von Richard Wagner. Schon im Kleinkindalter erschuf Ludwig mit Hilfe von Bausteinen kleine Kirchen, Klöster und andere Bauten, dessen Talent besonders von seinem Großvater Ludwig I. wohlwollend unterstützt und gefördert wurde. Mit 12 Jahren studierte er die Schriften Wagner's, dessen Person in Ludwig's Leben noch eine entscheidende Rolle spielen wird. 
Ob das schlechte Vater-Sohn-Verhältnis schuld war, dass die beiden Männer charakterlich so unterschiedlich waren oder laut Gerüchten der zukünftige Thronfolger gar nicht der leibliche Sohn des Königs war, konnte nie aufgeklärt werden. 

Schloss Hohenschwangau

Ludwig's Herrscherzeit und Beziehungen: 
Der 10. März 1864 dürfte Ludwig’s größter Wendepunkt in seinem Leben gewesen sein. Denn der gerade einmal 18-jährige Sprössling, der weder Lebenserfahrung vorwies noch in die Staatsgeschäfte eingearbeitet wurde, musste nun über Nacht in die Fußstapfen seines Vaters treten, als dieser nach kurzer Krankheit plötzlich verstarb. Erst am darauffolgenden Tag, dem 11. März 1864 um 10:00 Uhr sieht sich Ludwig in der Lage seinen Eid auf die bayerische Verfassung abzulegen. 
Eifrig las sich der frisch gekrönte König in die Regierungsunterlagen ein und ging besonnen seinen Aufgaben als Staatsoberhaupt nach. Auch persönlich entwickelte sich Ludwig weiter, als er den hochverschuldeten Komponisten Richard Wagner zu sich einlud, um ihm nicht weit entfernt von Schloss Berg am Starnberger See ein Haus einzurichten, damit dieser Ludwig stets besuchen und musikalisch unterhalten konnte. Der König von Bayern gilt bis heute als der größte Förderer Wagner's. 
Um seine tiefe Bewunderung für Richard Wagner's Talent zum Ausdruck zu bringen, möchte er seinem Freund und Vertrauten ein Festspielhaus am rechten Isarhochufer errichten. Doch die Münchner sträubten sich gegen diesen Bau, sodass Ludwig's Vorhaben noch während der Planung scheiterte. Auch seine Mutter Marie konnte nie die musikalische Leidenschaft ihres Sohnes nachvollziehen, was dazu führte, dass sich die Beziehung der beiden langfristig verschlechterte. 
Zu jener Zeit wird die Freundschaft zu Richard Wagner auf eine harte Probe gestellt: Als sich der Tondichter zu sehr in politische Themen einmischte, schritt die Regierung ein und Ludwig musste sich erneut dem Druck beugen und seinen Freund ins Exil verbannen. Ein freundschaftlicher Briefkontakt sowie eine zeitlebens finanzielle Unterstützung durch Ludwig blieben weiterhin bestehen. 
Der junge König wirkt bis heute auf die Außenwelt stark und unbesiegbar. Mit einer Körpergröße von 1,92 m galt er für damalige Zeiten als extrem groß. Sein dichtes, schwarzes Haar und die tiefen, blauen Augen verliehen ihm ein besonders schönes Aussehen, was ihn zum Frauenschwarm des 19. Jahrhunderts machte. 
Obwohl Ludwig die Qual der Wahl hatte, welche Frau er zur Gemahlin nimmt, blieb er bis zu seinem Tod unverheiratet und kinderlos. Am 22. Januar 1867 verlobte er sich aus einem spontanen Entschluss heraus mit Herzogin Sophie Charlotte von Bayern, der jüngsten Schwester der Kaiserin Elisabeth von Österreich (Sissi), allerdings löste er aus bislang unerklärlichen Gründen wieder das Versprechen. Herzogin Sophie verliebte sich nur drei Tage später in einen anderen Mann, dennoch blieb ein bitterer Beigeschmack beim Volk zurück. 
Gerüchten zufolge soll der menschenscheue Träumer homosexuell gewesen sein, was einige Schriftstücke aus dem Jahr 1924 belegen könnten. 

Schloss Linderhof / Gartenanlage West

Ludwig und seine Bauten: 
Während seiner Regierungszeit setzte sich König Ludwig II. ein Denkmal durch seine prunkvollen Bauten, die einen an die schönsten Orte Bayerns führen. Hierzu zählen unter anderem Schloss Neuschwanstein, Schloss Linderhof und Schloss Herrenchiemsee. Aber auch Berghütten wie das Königshaus am Schachen und das Soiernhaus können durch ihre Extravaganz problemlos mithalten. 
Die beiden Kriege 1866 und 1870-1871 trafen den bayerischen König schwer. Durch den Sieg der Deutschen und dem Überschwang des deutschen Nationalismus überschreibt Ludwig widerwillig den Kaiserbrief und akzeptiert somit die Kaiserkrönung Wilhelm I. von Preußen. 
Trost suchte der Monarch in unterschiedlichen Bauprojekten, die seinen finanziellen Rahmen regelrecht sprengten. Schlussendlich kostete ihm sein scheinbarer Größenwahn den Thron. Obwohl Ludwig ausschließlich sein Privatvermögen dafür verwendete, nahm die Regierung seine immer größere und exotischere Bausucht nicht mehr länger hin. 

Ludwig’s Entmündigung: 

„Man nennt mich einen Narren. 
Wird Gott, wenn er mich einst zu sich ruft, mich ebenso nennen?“
(Eine Aussage von König Ludwig II. von Bayern) 

Wie sieht es für Außenstehende aus? Ein König der seinen repräsentativen Pflichten nicht mehr nachkam, der sich immer mehr zurückzog und Erfüllung in seiner Traumwelt suchte. Seine Fantasien übertrug er in die Realität, deren Umsetzung nur den wenigsten überhaupt gestattet war zu sehen. Dienerschaften wurden dazu aufgefordert seinen Rollenspielen beizuwohnen und bei diesen gar mitzuwirken. Konstrukteure waren stets bemüht all die bis ins kleinste Detail durchdachten Wünsche des Königs umzusetzen. Denn Ludwig war es egal, wie etwas zustande kam, Hauptsache der von ihm gewünschte Effekt war das Endergebnis, wie in Schloss Linderhof die beleuchtete Venusgrotte beweist
Selbst seinen Schlafrhythmus stellte er um. Erst wenn die Sonne unterging, erwachte Ludwig, was ihm den Spitznamen "Mondkönig" einbrachte, genau das Gegenteil vom französischen Sonnenkönig Ludwig XIV., seinem Idol. 

Besonders Schloss Linderhof wurde zu dieser Zeit sein Hauptwohnsitz, in dem er die Wintermonate verbrachte und seine allnächtlichen Schlittenfahrten unternahm. Den Sommer über bevorzugte der noch regierende König Bergfahrten durch die bayerischen Alpen wie z.B. zur Halbammerhütte und Kenzenhütte, zum Schachenhaus, zum Soirenhaus und nach Vorderriß. Wenn seine Mutter Marie nicht vor Ort war, verbrachte Ludwig den Herbst im Elternschloss Hohenschwangau. Marie's gesellige Art empfand ihr Sohn stets als zu laut und kaum ertragbar. 

Doch mit diesem exzentrischen Leben soll nun endgültig Schluss sein. Ludwig, der weder Schloss Neuschwanstein noch Herrenchiemsee bis dato komplett fertigstellte, plante schon weitere Projekte wie beispielsweise Schloss Falkenstein, das Sommerschloss oder den byzantinischen Palast. 
Um den König und das Land endgültig vor dem finanziellen Ruin und der Schmach der viel zu hohen Schulden zu bewahren, wurde ein vierköpfiges Ärzteteam einberufen die Ludwig II. für geisteskrank erklären sollten. Bernhard von Gudden, Hubert von Grashey, Friedrich Wilhelm Hagen und Max Hubrich stützen ihre Gutachten auf Zeugenaussagen und diversen Schriftstücken, die dem König heimlich entwendet wurden. Ludwig selbst wurde persönlich nie untersucht und dessen Leibarzt nie angehört. 

"Seine Majestät sind in sehr weit fortgeschrittenem Grade seelengestört.
 Allerhöchstdieselben leiden an jener Form von Geisteskrankheit, die mit dem Namen Paranoia bezeichnet wird."
(Ein Zitat von Dr. Bernhard von Gudden)

Am darauffolgenden Tag wurde König Ludwig II. von Bayern unter der Führung von Johann von Lutz entmündigt. Da Ludwig's jüngerer Bruder Otto aus psychischen Gründen nicht in der Lage war die Thronfolge anzutreten, setzte man Luitpold, den Onkel der Geschwister ein. 

Nach einem missglückten Versuch den König umgehend nach der Entmündigung von Schloss Neuschwanstein abzuführen, traf am 11. Juni 1886 gegen Mitternacht erneut eine Kommission auf dem selbigen Schloss ein. Obwohl Ludwig von seinen treuen Freunden immer wieder Hilfsangebote erhalten hatte und teils vorab mit heimlichen Informationen über etwaige Vorhaben unterrichtet wurde, unternahm der König nichts. Scheinbar wollte er den bevorstehenden Hochverrat nicht wahrhaben. 
Widerstandslos lässt sich dieser am 12. Juni morgens um 4:00 Uhr abführen, wo er in Schloss Berg am Starnberger See in Gewahrsam genommen wurde.  

Schloss Neuschwanstein

Ludwig's mysteriöser Todesumstand:

"Diese Schmach überlebe ich nicht."
(Ludwig's Aussage auf dem Weg nach Schloss Berg)

Wusste Ludwig, dass er in nur wenigen Stunden nicht mehr leben wird und ließ sich deshalb ohne Gegenwehr abführen? Hatte der König bereits mit sich und seinem Leben abgeschlossen und den endgültigen Entschluss gefasst vor Ort Suizid zu begehen? 
Oder sollte ein heimlicher Kontaktmann ihm zur Flucht verhelfen und der Plan ging schief?

Der 13. Juni 1886 war ein Pfingstsonntag. 
Dem gottesfürchtigen Ludwig war es an jenem Morgen nicht gestattet zur Messe zu gehen, allerdings unternahm von Gudden mit ihm und zwei weiteren Pflegern einen kleinen Spaziergang um den Starnberger See. Am späteren Abend wiederholte sich das Ganze mit einer entscheidenden Änderung: Bernhard von Gudden und Ludwig II. von Bayern brechen alleine zum 18:00 Uhr-Spaziergang auf. 
Als um 20:00 Uhr weder der entmündigte König noch der für ihn zuständige Psychiater zum Schloss zurückkamen, machte sich ein Suchtrupp auf den Weg. Nach einer zweistündigen Suche bei Regen fand der Hofoffiziant sowohl den Überrock als auch den Leibrock des Königs im Wasser. Nach 30 Minuten entdeckte man ebenfalls im Wasser den leblos treibenden König und unmittelbar daneben -ebenfalls tot- Dr. Bernhard von Gudden. 
Gerade einmal 25 Schritte und 1,30 Meter Wassertiefe sollen der Fundort der Leichen sein. 
Die Umstände wie es zu diesem tragischen Tod kommen konnte sind bizarr und die Gerüchte darum spektakulär. 
Warum ist die Taschenuhr des Königs um 18:54 Uhr stehen geblieben, nachdem Wasser ins Gehäuse eindrang und die von Dr. von Gudden erst um 20:10 Uhr?
Bis heute gehen die Meinungen zum Tatabend stark auseinander. Hat Ludwig wirklich erst seinen Psychiater umgebracht, der versucht hat ihn von seinem Vorhaben abzuhalten, bevor er dann doch den Freitod durch Ertrinken gewählt hat? - Dies ist nämlich die offizielle Version. 
Der König liebte das Wasser und war zudem ein guter Schwimmer - steckte also ein anderes Motiv dahinter wie ein vereitelter Fluchtversuch bzw. Mord? 

Nach seinem Tod:
Nach der Aussegnung auf Schloss Berg am 14. Juni 1886 um 20:00 Uhr wurde der Leichnam zur Autopsie freigegeben. Dreizehn Ärzte führten am darauffolgenden Tag über fünf Stunden eine Sektion am toten König durch, deren Bericht allerdings für die Öffentlichkeit nur bruchstückhaft freigegeben wurde. 
Die Einbalsamierung erfolgte anschließend. 
Drei Tage lang wurde der Leichnam in der Hofkapelle aufgebahrt bis er schließlich am 19. Juni 1886 nach dem Leichenzug durch München in der Gruft der Michaelskirche beigesetzt wurde. Sein Herz wurde drei Wochen später am 16. August 1886 der Gnadenkapelle von Altötting übergeben. Seine Mutter Marie, sein Bruder Otto wie auch Kaiserin Elisabeth von Österreich trauerten um den einstigen König. 

© Bayerische Schlösserverwaltung, Gunther Schmidt
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Was bleibt:
Was bleibt sind Ludwig's einzigartige Bauwerke. Besonders Schloss Linderhof, Schloss Hohenschwangau und Schloss Neuschwanstein lassen tief in die Seele Ludwig's blicken. Wie er die Welt sah, was ihn umtrieb und wofür er brannte. Letzteres Gebäude soll -falls der Antrag bewilligt wird- als UNESCO-Weltkulturerbe eingetragen werden. 
Obwohl Ludwig diese Gebäude errichten ließ um sich von den Menschen abzuschotten, hat er sie noch näher an sich gebracht. Denn seine Andersartigkeit, seine Willenskraft und seine einzigartige Perfektion haben ihn zum König der Herzen werden lassen, nicht zuletzt durch den Tod, der vermutlich hätte verhindert werden können. 
Bis heute existiert der Geheimbund der Guglmänner, die sich für eine restlose Aufklärung über die Todesumstände von Ludwig einsetzen. 

"Die Guglmänner SM. König Ludwig II. haben es sich zur Aufgabe gemacht, nicht zu ruhen, bis die Todesumstände vollkommen aufgeklärt sind. Der König war kein Selbstmörder und erst recht kein Mörder; wir werden es nicht zulassen, daß unser König diesen Rufmord und diese Schmach noch länger zu erdulden hat."
(Zitat aus der Webseite guglmann.de)


An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei der Bayerischen Schlösserverwaltung für die Bereitstellung sämtlicher Bilder bedanken.