Mittwoch, 30. August 2023

DIARY: Schloss Linderhof


Schloss Linderhof

- wie aus einer kleinen Jägerhütte ein Königsschloss wurde - 

Schloss Linderhof liegt in der oberbayerischen Gemeinde Ettal in den Ammergauer Bergen und ist eines der drei bekanntesten Schlösser die Ludwig II. von Bayern zu Lebzeiten erbauen ließ. Die luxuriöse Villa ist nicht nur das einzig fertig gestellte Gebäude des Königs, sondern gilt zugleich auch als sein Lieblingsschloss, in dem er die meiste Zeit verbrachte. 
Was bei diesem Objekt besonders ins Auge sticht: der sehr komplexe und gleichzeitig symmetrisch angelegte Grundriss. 


Ursprünglich befand sich auf dem Areal ein einfaches Bauernhaus aus dem Jahr 1790, das von König Maximilian II. von Bayern zu einem Jagdsitz umgebaut wurde. 
Das Königshäuschen, welches nach den großen Umbauarbeiten von seinem Sohn Ludwig abgetragen - und ca. 200 Meter weiter neu errichtet wurde, hatte bei dem jungen Aristokraten einen großen, emotionalen Stellenwert, da sie ihn an die wenigen aber intensiven Momente mit seinem Vater beim einstigen Jagen in der Kindheit erinnerte. 
Nachdem der im Jahre 1864 gekrönte König mit der Gestaltung seiner Gemächer in der Münchner Residenz fertig war und den Grundstein für die Planung von Schloss Neuschwanstein gelegt hatte, setzte er seinen Fokus auf Linderhof. Auf mehreren Etappen wurde von 1869 bis 1886 Ludwig's Lieblingsquartier im Stil des Neorokoko errichtet. 

Alles begann mit der ersten Bauphase: Durch den Architekten Georg von Dollmann wurde 1870 das ehemalige Forsthaus des verstorbenen König's Maximilian um einen Flügel an der Ostseite erweitert. Diese Räumlichkeiten sind in Hufeisenform angelegte Kabinettzimmer in rosa und blau. Des Weiteren ist noch ein großer Speisesaal mit einem integrierten Tischlein-deck-dich-System vorhanden. Diese Sonderanfertigung ist ebenfalls noch auf Schloss Herrenchiemsee zu bestaunen. 
In der zweiten Bauphase, im Frühling 1871, kam der gleichstrukturierte Westflügel hinzu. Die ebenfalls in Hufeisenform angelegten, kleineren Räume sind Kabinettzimmer in den Farben lila und gelb mit einem zusätzlichen großen Audienzzimmer. 

Audienzzimmer
© Bayerische Schlösserverwaltung, R Herrmann / U Pfeuffer / M Scherf
www.schloesser.bayern.de

Um die beiden Flügelbauten miteinander zu verbinden, wurde ein Schlafzimmer als Schnittstelle mit Ausblick nach Norden integriert. Durch die zusätzlich angebrachte Holztreppe zum Betreten des Traktes über den Außenbereich wurde Bauphase drei abgeschlossen. 
In der vierten und entscheidenden Etappe wurde das Holzgerippe Linderhof's mit festem Mauerwerk umschlossen und zusätzlich eine kreuzartige Verdachung angebracht.
Der 20. Januar 1874 ist ein wichtiges Datum in der Geschichte des Schlosses, denn Ludwig II. erteilte für die fünfte Bauphase die Genehmigung, das Königshäuschen seines Vaters abzutragen, um es ca. 200 Meter weiter wieder originalgetreu aufzubauen. Mit diesem Schritt bekam Linderhof seine endgültige Gestalt. Zur selben Zeit wurden ein Treppenhaus und eine Eingangshalle in den unteren Stockwerken eingebaut.
Schloss Linderhof hat damit zusätzlich ein westliches und östliches Gobelinzimmer sowie einen spektakulären Spiegelsaal erhalten.  

Spiegelsaal 
© Bayerische Schlösserverwaltung, R Herrmann / U Pfeuffer / M Scherf
www.schloesser.bayern.de

1885 wurde das Schlafzimmer des Königs in Richtung Norden von Julius Hofmann erweitert. Durch seine Größe wird dieser prachtvoll eingerichtete Raum das Herzstück von Linderhof. Leider erlebte Ludwig die Fertigstellung nicht mehr, da das Ausweiten des Zimmers mit einem erheblichen Aufwand verbunden war. Die Umbauarbeiten wurden nach seinem Tod in vereinfachter Form zu Ende gebracht. 


Zeitgleich mit dem Bau des Schlosses wurde auch der Park dazu errichtet. Der Hofgartendirektor Carl Joseph von Effner legte 1874 die Planung dafür vor. Nach einigen Änderungen wurde der Garten letztlich kreuzförmig angelegt. Mittelpunkt der Grünanlage bildet ein Bassin, aus dem eine bis zu 25 Meter hohe Fontäne schießt, was bis heute bei vielen Touristen für regelrechtes Staunen sorgt.


Darüber, genauer gesagt auf der Anhöhe der rennissancehaften Terrassenanlage befindet sich der Venustempel. 



Parallel auf der anderen Seite des Schlosses kann man auf gleicher Höhe den Musikpavillon bestaunen - Ludwig's Sicht aus dem Schlafzimmer. Darunter befindet sich ein treppenförmig angelegter Wasserfall, der bis zum Neptunbrunnen reicht. Die sich dort befindlichen Pferdefiguren speien das Wasser durchgehend in das umliegende Becken. 




Doch nicht nur dieser Anblick ist ein Highlight: Der komplette Schlosspark ist mit Staffagebaut und wunderschön angelegten Beeten versehen. 


Neben dem Königshäuschen -dem einstigen Forsthaus- welches wenige Meter daneben wieder neu aufgebaut wurde, gibt es noch den Maurische Kiosk (ein Gebäude im exotischen Stil) und die Hundinghütte, die nach einer Beschreibung von Richard Wagner's erstem Akt der Walküre nachgestellt wurde. Auch der Einsiedelei des Gurnemanz der ebenfalls von Richard Wagner's Operette Parsifal stammt war Ludwig's Muse. 





Nicht unweit von der Hunding Hütte entfernt gibt es das Marokkanische Haus, welches ebenfalls orientalisch angehaucht ist und die legendäre Venusgrotte, die leider aufgrund von Renovierungsarbeiten nicht besucht werden konnte. 



Die künstlich angelegte Tropfsteinhöhle mit See und Wasserfall wurde aus dem ersten Akt der Wagner-Oper "Tannhäuser" übernommen. 
12 Dynamos sorgten dafür, dass eine naturgetreue Raumbühne ausgeleuchtet wird. Somit gilt dieses Bauwerk als erstes bayerische Elektrizitätswerk - ein Meilenstein in der Technik. Ein vergoldeter Muschelkahn sowie der Königssitz und Loreleyfelsen runden das mysteriöse, atemberaubende und zugleich romantische Ambiente ab. 
Aufgrund von aufwändigen Renovierungsarbeiten bleibt die Venusgrotte bis 2024 leider geschlossen.


Die Pflege und Instandhaltung der denkmalgeschützte Garten- und Parkanlage erfordert einen hohen Aufwand. Etwa 45.000 Sommerblumen werden für die Bepflanzung der einzelnen Blumenbeete in der hauseigenen Gärtnerei herangezogen. 


Sechs Gärtner sind beschäftigt, die den Park erstrahlen lassen, als würde Ludwig jeden Moment auf sein Schloss zurückkehren, um sich an der Schönheit der Natur zu erfreuen. 


Durch die Lage in ca. 950 m Meereshöhe ist die Vegetationszeit sehr kurz und eine Frühjahrsbepflanzung nicht möglich. Aufgrund der  Witterungsverhältnisse ist ein ständiges Reparieren, Ergänzen und Ausbessern der kompletten Anlage zwingend notwendig. 


Mehrere Steinfiguren zieren den Park, unter anderem die "Venus", welche auf dem Bild zu sehen ist. 


Der goldene Engelsbrunnen befindet sich am westlichen Parterre. 


Ebenfalls befindet sich dort eine Steinfigur von dem französischen König Ludwig XIV, besser bekannt als Sonnenkönig, Ludwig's Idol. 


"Auch für zahllose andere Menschen, als ich einer bin, wird eine Zeit kommen, in der sie sich nach einem Lande sehnen und zu einem Fleck Erde flüchten, wo die moderne Kultur, Technik, Habgier und Hetze noch eine friedliche Stätte weit vom Lärm, Gewühl, Rauch und Staub der Städte übriggelassen hat."
(Zitat von König Ludwig II. von Bayern aus dem Jahr 1872)


An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei der Bayerischen Schlösserverwaltung für die Bereitstellung sämtlicher Bilder bedanken. 

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